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Kommentar Neue SteuergeschenkeSteuerflucht jetzt noch einfacher

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die neuen Regeln helfen den notleidenden Unternehmen nicht, denn Steuern zahlt nur der, der auch Gewinne macht.

M it dem Label "Wirtschaftskrise" lässt sich derzeit offenbar jede abstruse Lobbyforderung durchsetzen. Nach den Großbauern, denen die Regierung den Wunsch nach billigem Diesel erfüllt hat, sind nun die Unternehmer dran: Mehrere Milliarden Euro neue Schulden nimmt die Regierung auf, um auch diese Klientel mit einem Steuergeschenk zu erfreuen.

Bild: taz

Malte Kreutzfeldt ist Leiter des taz-Ressorts Ökologie und Wirtschaft.

Dabei wird mal so eben ein zentrales Mittel gegen Steuerflucht aufgeweicht. Auf dieses hatte sich die Regierung im Gegenzug für eine deutliche Senkung der Unternehmensteuern vor zwei Jahren nach langem Streit geeinigt. Um zu verhindern, dass durch interne Kredite von Tochterfirmen Gewinne ins Ausland verschoben werden und dadurch die Steuern in Deutschland sinken, hatte das Finanzministerium die steuerliche Absetzbarkeit von Zinszahlungen eingeschränkt. Diese Regel wird nun durch eine Verdreifachung der Freibeträge deutlich entschärft.

Nun könnte es in der Krise ja tatsächlich sinnvoll sein, notleidenden Unternehmen zu helfen - der ebenfalls geplante Aufschub bei der Umsatzsteuer könnte in diese Richtung gehen. Doch abgesehen davon sind die Geschenke sinnlos: Unternehmensteuern zahlen schließlich ohnehin nur Firmen, die Gewinn machen. Und dass es der deutschen Konjunktur helfen soll, wenn Gewinne steuermindernd ins Ausland verschoben werden können, ist absurd.

Noch unverständlicher ist es, dass bei Firmenübernahmen künftig wieder in großem Umfang Verluste abgesetzt werden können. Diese Regel begünstigt genau jene Spekulanten, die die Krise mit verursacht haben.

Auch wenn die derzeit diskutierten Summen im Vergleich zu den sonstigen Kosten gering erscheinen werden, sind sie ein großes Problem. Und vermutlich dauerhaft: Denn dass die Regeln nach Ende der Krise wieder verschärft werden, scheint wenig wahrscheinlich.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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2 Kommentare

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  • P
    pekerst

    "Mehrere Milliarden Euro neue Schulden nimmt die Regierung auf..." Ist in der taz-Redaktion die Erkenntnis nicht überall und auf Dauer durchzusetzen, dass nicht "Schulden" aufgenommen werden, sondern "Kredite"? Der Autor kann ja mal zu seiner Bank gehen und um "neue Schulden" bitten. Die wird sich freuen, braucht sie doch vorher keinen Kredit auszuzahlen.

  • LP
    Ludwig Paul Häußner

    Antiquiertes Steuersystem: kompliziert, undurchsichtig und nich globalisierungstauglich

     

    -----------------------------------------------

     

    So berechtigt Herrn Kreutzfeldts Kritik ist, an die Wurzel des Problem geht auch leider die taz nicht ran.

     

    Für die internationale Arbeitsteilung bzw. die globalisierte Wertschöpfung ist ein auf Einkommen- und Erträgen basierendes Steuersystem einfach antiquiert.

     

    Wir dürfen nicht die Wertschöpfung bzw. die Leistungsbeiträge besteuern, sondern erst - nach Ende der Wertschöpfung - die Leistungsentnahme; sprich den Konsum.

     

    Die soziale Basisinnovation dafür ist die MwSt als reine Ausgaben- bzw. Konsumsteuer.

     

    Und wo wäre bei einem System der Ausgabensteuer der Steuerfreibetrag für das soziokulturelle Existenzminimum?

     

    Ganz einfach in Form eines bedingungslosen Grundeinkommens wäre u.a auch ein MwSt-Freibetrag enthalten und würde pro BürgerIn über die persönliche Steueridentnummer ausgezahlt.

     

    Die Ausgabensteuer entspricht dem Motto: Global denken und lokal handeln in folgender Form: global Wirtschaftswerte erzeugen und lokal - beim Konsum im jeweiligen Land - lokal besteuern.

     

    Mehr Infos unter: www.unternimm-die-zukunft.de

     

    Nicht nur taz muss sein, sondern auch die Ausgabensteuer.

     

    Ludwig Paul Häußner

    Universität Karlsruhe (TH) - IEP

    www.iep.uni-karlsruhe.de