piwik no script img

Kommentar Neue Agrosprit-IdeenKein Abfall für alles

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Die Suche nach einem reichhaltig vorhandenen alternativen Treibstoff – Erdöl unabhängig und die CO2-Emissionen senkend – wird Fiktion bleiben.

Sprit im Grünen gibt es häufig, grünen Sprit allerdings nicht. Bild: Christoph Thorman/photocase.com

W as für ein irrer Aufwand für diesen Pflanzensprit: Ein paar Prozent des Treibstoffs gewinnt man heute aus Biomasse und hat dafür eine gehörige Agroindustrie aufgebaut. Zu Recht wird sie heftig kritisiert von Umweltschützern und globalen Hilfsorganisationen – zumal nicht einmal gesichert ist, ob das Zeug dem Klima am Ende überhaupt was bringt; womöglich schadet es gar.

Jetzt soll zumindest der Anteil des Biosprits aus Nahrungspflanzen beschränkt werden. Das ist nicht verkehrt, wird aber auch nicht viel bringen, weil dann eben Flächen, die bisher Nahrungsmittel generierten, mit reinen Energiekulturen bestellt werden. Der Kampf um die Flächen bleibt.

Auch von Treibstoffen aus Abfällen, Holz oder gar Algen ist nicht viel zu erwarten. Denn Abfälle werden heute oft schon energetisch genutzt, etwa Speisereste in Biogasanlagen oder Kunststoffe in der Müllverbrennung. Damit ist die Spriterzeugung in der Regel nur auf Kosten anderer Nutzungsarten möglich.

Auch Holz ist nicht unendlich verfügbar, Forstexperten sprechen schon von Potenzialgrenzen. Zudem ist die Energiebilanz zweifelhaft. Bleibt noch die Algenzucht. Doch sie braucht viel Prozessenergie, und die Algen nutzen die einfallende Sonnenenergie schlecht aus. Fakt ist: Die Suche nach einem reichhaltig vorhandenen alternativen Treibstoff, der vom Erdöl unabhängig macht und die CO2-Emissionen spürbar senkt, wird Fiktion bleiben.

Bild: taz
BENWARD JANZING

ist Autor der taz.

Wenn die EU im Verkehrssektor etwas bewegen will, muss sie die Fahrzeuge auf Effizienz trimmen. Und nicht nur das: Das gesamte Verkehrssystem muss energieeffizienter werden – durch eine konsequente Fahrradpolitik in den Städten und die Verknüpfung von öffentlichem Nahverkehr und Car-Sharing auf dem Land. Den ersten Lernschritt geht die EU gerade, hoffentlich folgt bald der zweite.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • C
    C.S.

    "Die Suche nach einem reichhaltig vorhandenen alternativen Treibstoff, der vom Erdöl unabhängig macht und die CO2-Emissionen spürbar senkt" ist natürlich nicht Fiktion, sondern sie findet momentan statt - ganz real. Und ob die Möglichkeit zur Herstellung eines alternativen Treibstoffs Fiktion bleiben wird, kann schwer dadurch belegt werden, indem aktuelle Fehlversuche aufgezählt werden. Und der Vorschlag, die Effizienz von Fahrzeugen zu erhöhen ist zwar gut, hat aber nichts mit dem Thema, der Umweltbilanz regenerativer Energie zu tun. Ich frage mich, wem mit diesem Kommentar geholfen ist.

     

    Grüße,

    Christian S.