piwik no script img

Kommentar Netto-SchließungenViel zu viele Zufälle

Kommentar von Marco Carini

Dass gerade die Filialen dicht gemacht wurden, deren Angestellte zu den bundesweit ersten Vertrauensleuten gewählt wurde, ist wohl ein Zufall zu viel.

D ie Behauptung, Edeka mache vier Göttinger Netto-Filialen dicht, weil die dortigen KollegInnen über die Norm gewerkschaftlich aktiv waren, klingt zunächst einmal ein wenig verschwörungstheoretisch; die offizielle Begründung – mangelnde Rentabilität – dagegen für ein gewinnorientiertes Unternehmen logisch und ausreichend.

Doch wer den Berichten der KollegInnen über ihre planmäßige Einschüchterung und den Druck, den das Netto-Management auf sie ausgeübt hat, lauscht, wird den Eindruck nicht los, dass sich hier ein Discounter tatsächlich unliebsamer MitarbeiterInnen entledigen und ein öffentliches Exempel statuieren möchte. Dass punktgenau die Filialen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion dicht gemacht wurden, deren Angestellte sich zu den bundesweit ersten Vertrauensleuten haben wählen lassen, ist wohl ein Zufall zu viel.

Denn schließlich steckt auch hinter solch einer Maßnahme unternehmerisches Kalkül: Zu verhindern, dass das Göttinger Beispiel in den bundesweit rund 4.000 Filialen Schule macht, zahlt sich aus. Denn eine solche Politik rentiert sich zumindest dann, wenn niedrige Entlohnung verbunden mit der Aushebelung tariflicher Leistungen, nicht aber ein gutes Arbeitsklima als zentraler Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg gewertet wird. Billig-Discounter und teure Arbeitnehmerrechte passen einfach nicht zusammen. Das wissen wir spätestens seit Lidl.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • B
    Boykotieren

    Der Kunde ist König. Daher ist es wichtig, dass die Kunden die Firmen boykotieren, die mit ihren Mitarbeiter nicht anständig umgehen. Ich kaufe z.B bei Lidl nie.In der Zukunft werde ich ab sofort bei Netto auch nicht mehr.

  • A
    Anonym

    Ich arbeite in der Filialtechnik und kenne Ponholz und einen Haufen "Schlipsträger" von dieser Firma. Es muß nicht mal ein Gewerkschaftsthema vorliegen, jedes Widerwort wird wie ein Verbrechen geahndet. Die oberen Hierarchie-Ebenen bestehen aus Leuten, die jedem Stabsoffizier in Sachen Inkompetenz und Menschenverachtung den Rang ablaufen würden. Als Mitarbeiter hat man dort den Status von Kanonenfutter. Wenn es in den Filialen schon schlimm ist, dann ist es bei den Kommissionierern und vor allem den Recycling-Stationen in den Niederlassungen noch viel schlimmer. Die würden die russischen Zeitarbeiter, die das meistens machen, am liebsten in Käfigen halten.

     

    Netto wird von verkappten Leicht-Faschisten geführt.