Kommentar Nazi-Aufmarsch in Hamburg-Harburg: Hassparolen - und keiner hört zu
Niemand außer den Nazis und den Gegendemonstranten hörte die ausländerfeindlichen Parolen gegen Flüchtlinge und Migranten.
D ie Gallionsfigur der militanten Neonaziszene, Thomas "Steiner" Wulff, wollte es selbstherrlich auf einen Nenner bringen, den wohl kein vernünftiger Mensch mit ihm teilt. Die Neonazi-Propaganda im Vorfeld des Aufmarsches in Hamburg-Harburg sei "ein voller Erfolg" gewesen. 30 Artikel habe es in den Medien zu dem rechten Event gegeben.
Die Durchhalteparolen dienen wohl eher dazu, die eigene Gefolgschaft bei Laune zu halten. Denn was die Handvoll Neonazis in Harburg erlebte, war alles andere als ein Propaganda-Event.
So musste das kleine Häufchen von 50 Leuten wie Lemminge drei Stunden in der Kälte auf einem tristen, zugigen, von der Polizei hermetisch abgeriegelten Betonplatz ausharren, um den Reden ihrer Vorbeter an der Elbe zu folgen, die substanziell in den vergangenen Jahren immer mehr verflacht sind.
Niemand außer ihnen selbst und den Gegendemonstranten hörte die ausländerfeindlichen Parolen gegen Flüchtlinge und Migranten.
Zudem verschwieg der NPD-Bundesvorständler Wulff seiner Gefolgschaft, dass er und seine Wahlhelfer am Mittwoch von der Polizei gestellt worden waren - mit Äxten im Gepäck. Solche Schlagzeilen schrecken selbst rechtslastige und rassistische Wähler ab. Also sagte Wulff lieber nichts, nach dem Motto: Schlechte Nachrichten sind keine Nachrichten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“