piwik no script img

Kommentar NPDMachtkampf in der rechten Szene

Kommentar von Patrick Gensing

Die NPD ist nur der parlamentarische Arm der rechtsextremen Bewegung. Ein Verbot hilft da nicht viel.

I n der rechtsextremen "Volksfront von rechts" kracht es derzeit gewaltig: Die "Freien Kräfte" haben die Zusammenarbeit mit der NPD teilweise aufgekündigt. Die Unzufriedenheit mit der Parteiführung war offenbar zu groß. Und die Aussicht auf einen neuen Vorsitzenden Andreas Molau dürfte die parteifreien Neonazis weiter verdrießen. Der ehemalige Waldorfschullehrer kündigte nämlich bereits an, die rechtsextreme Partei für nationalkonservative Kreise öffnen zu wollen.

Aus Sicht der NPD ist das eine kluge Entscheidung. Immerhin steckt die Partei in einer strategischen Sackgasse. Einerseits ist sie auf die aktionistischen Neonazis angewiesen, um die Basis bei Laune zu halten und erfolgreich die Wahlkämpfe zu bestreiten. Andererseits verhindern die auf Krawall gebürsteten militanten Neonazis größere politische Erfolge in der ganzen Bundesrepublik. Mit ihnen wollen die meisten bürgerlichen Rechtsextremisten nichts zu tun haben.

Mit ihrer Distanzierung von der NPD stellen die "Freien Kräfte" also die Machtfrage hinsichtlich der wichtigsten Organisation innerhalb der rechtsextremen Bewegung. Einflussreiche Neonazis bezeichnen die NPD als ihre beste Waffe, denn sie benötigen eine offizielle Struktur, um an öffentliche Gelder heranzukommen und um größere Konzerte, Demonstrationen und andere Aktionen zu organisieren. Diese wegen der eingeschleusten V-Leute "unverbietbare" Partei ist für die Neonazis nicht unverzichtbar, aber sehr hilfreich.

Der aktuelle Machtkampf zeigt aber auch, was Politik und Medien gerne ignorieren: Die NPD ist nur ein Teil einer rückwärts gewandten sozialen Bewegung, sie ist ihr parlamentarischer Arm. Wer die politische Debatte über den Rechtsextremismus auf die NPD begrenzt, blendet dessen Komplexität sowie Schlagkraft aus, ebenso wie die konkurrierenden Strömungen und das enorme mit ihnen verbundene Konfliktpotenzial. Dieses bietet übrigens weit mehr Angriffspunkte gegen den ausdifferenzierten Rechtsextremismus als die x-te Neuauflage der NPD-Verbotsdebatte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • RW
    ralf wünsche

    man sollte sich nicht einem solchen irrläuferverein " npd " aufhalten und diese durch solche artikel und kommentare noch aufwerten - eine gefahr in deutschland kommt immer aus der

    " Mitte der Gesellschaft " und deren alltäglichen faschismus - ausgrenzung einschl. bka - gesetz , passagierdatenweitergabe - entwürdigung von arbeitslosen ,- migranten ,- behinderten usw.

     

    die gefahr geht eher von einem biederen staatsanwalt , angestellter einer ausländerbehörde u.a. aus und nicht von einem solchen häufchen!

  • C
    chw

    Sicher, Ihre Analyse trifft es genau, viel zu viel wird verharmlost ignoriert, etc..

    Ein Verbot schafft das Problem nicht aus der Welt, rechtes Gedankengut ist verbreitet, lässt sich wohl kaum durch ein Verbot aus der Welt schaffen, sondern muss durch Aufmerksamkeit und Courage bekämpft werden.

    Aber: Das Problem ist doch wohl auf jeden Fall, daß durch die legale Existenz der NPD Steuergelder fließen und diesen braunen Sumpf mitfinanzieren. Das empfinde ich als Skandal !