Kommentar Musikförderung von Red Bull: Schweigen im Namen der Dose
Ein Berliner Label hat seine Kooperation mit der Red Bull Music Academy wegen Aussagen des CEOs beendet. Andere sollten dem Beispiel folgen.
N un wird sie endlich lauter, die Debatte um die fragwürdigen Äußerungen von Dietrich Mateschitz, CEO des Powerdrinkherstellers Red Bull. Mateschitz ist aber auch: einer der reichsten Österreicher sowie Förderer der Popkultur und außerdem Unterstützer von Rechtspopulisten.
Am Mittwochabend hat das Berliner HipHop-Label Live from Earth von sich aus seine Kooperation mit der von Red Bull betriebenen Red Bull Music Academy (RBMA) beendet. Die RBMA existiert seit 1998, sie hat großes kuratorisches Renommee und lädt jedes Jahr interessante PopkünstlerInnen zu einem hochdotierten Festival in eine jeweils andere Stadt ein. Besonders um die Dancefloorkultur kümmert sich RBMA und betreibt ein inklusives Booking.
Dieses Jahr ist die Dancefloor-Welthauptstadt Berlin an der Reihe und Live from Earth hätten am Freitagabend die prestigeträchtige Abschlussparty ausrichten sollen. Dies sagte das Kollektiv nun kurzfristig ab, mit der Begründung, die Teilnahme an einer von Red Bull gesponserten Veranstaltung mache es automatisch zum Unterstützer eines Unternehmens, dessen Chef rechtspopulistische Äußerungen gutheißt.
Erstaunlich, dass Live from Earth mit ihrer Haltung in Berlin so gut wie alleine dastehen. Namhafte integre KünstlerInnen und AutorInnen haben kein Problem, weiter mit der RBMA zusammenzuarbeiten, von der sie gut bezahlt werden. Sie tun so, als gäbe es die fragwürdigen Äußerungen von Mateschitz gar nicht. Als sei die RBMA gar kein Teil des Konzerns Red Bull, sondern ein Raumschiff, unterwegs in einem Weltraum, in dem es genügt, wenn das Booking inklusiv ist.
Aber Berlin liegt geografisch näher an Köthen und Chemnitz, wo es zuletzt zu rechtsradikalen Pogromen kam, als am grenzenlosen All. Warum also toleriert man in Zeiten des täglichen Tabubruchs von rechts außen fragwürdige Äußerungen eines Dosendrink-CEO, statt mal den Mund aufzumachen? Die KünstlerInnen müssen sich beim Blick in den Spiegel fragen, ob sie dieses Schweigen unter Ethos verstehen.
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