Kommentar Missbrauchsfälle: Watteweiche Reaktion
Weihbischof Heinz-Günter Bongartz, der sich am Sonntag der betroffenen Gemeinde stellte, bloß sagt, man habe "vielleicht nicht genug gehandelt". Eine tief gründelnde Recherche nach Motiven dieser Milde mit dem Täter sieht anders aus.
E s ist eine Merkwürdigkeit, die man schwer begreift: Da diskutiert die Republik monatelang über Missbrauchsfälle in kirchlichen und anderen erzieherischen Zusammenhängen. Von Bestürzung, vor allem von Prävention ist wortreich die Rede.
Und was passiert derweil im Bistum Hildesheim? Ein Priester, der des sexuellen Missbrauchs verdächtigt wird, darf Jugendliche weiter betreuen, gar mit ihnen ins Ferienlager fahren.
Er missachtet das Kontaktverbot zu einem Jungen, mit dem er in einem Bett schlief - und die kirchlichen Vorgesetzten "führen Gespräche". Konsequenzen ziehen sie nicht. Schließlich zeigt die Kirche den Mann auf Druck der Familien an - aber anonym. Was Wunder, dass die Staatsanwaltschaft nichts findet.
All dies irritiert - und noch mehr, dass Weihbischof Heinz-Günter Bongartz, der sich am Sonntag der betroffenen Gemeinde stellte, bloß sagt, man habe "vielleicht nicht genug gehandelt". Eine watteweiche, ausweichende Formulierung, die die Opfer und deren Familien zu Recht wütend macht. Denn "vielleicht nicht" kann auch heißen "vielleicht ja doch".
Von Verantwortungsgefühl für die Schwächeren spürt man da wenig. Und was die Aufarbeitung der Fälle von Salzgitter betrifft: Eine tief gründelnde Recherche nach Motiven dieser Milde mit dem Täter, nach fehlgeleiteten Loyalitäten derer, die ihn letztlich gewähren ließen, sieht anders aus.
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