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Kommentar Milbradt-RücktrittDas Drama der Kronprinzen

Kommentar von Georg Löwisch

Der Rücktritt des sächsischen Ministerpräsidenten Milbradt zeigt das Personalproblem der Parteien.

E ndlich ist er weg. Schwer zu sagen, wer sich in Sachsen jetzt mehr über den angekündigten Rücktritt des Ministerpräsidenten freut: die SPD und die Oppositionsparteien sowie deren Wähler? Oder die Anhänger und Mitglieder der CDU? Denn selbst wer Milbradts Politik gut fand, musste einräumen, dass er weder die Menschen begeistern noch eine Regierung führen konnte. Seiner Partei schwante das schon bald. Aber sie brauchte ein halbes Jahrzehnt, um Milbradt wieder loszuwerden. Den eigenen Regierungschef auszuwechseln ist in Deutschland eine schwierige Operation - vor allem in der auf Geschlossenheit fixierten CDU.

Der Fall Milbradt zeigt, wie wenig kreativ die Parteien ihre wichtigsten Personalfragen regeln. Ob Milbradt oder Günther Oettinger, der in Baden-Württemberg durch sein Amt stolpert, die Beispiele ähneln sich: Einer wird zum Kronprinzen ausgerufen und konzentriert sich nur auf das Ziel, den Amtsinhaber loszuwerden. Der Kandidat bekommt von den Medien einen Bonus, der andere Bewerber abschreckt. Es folgen der Putsch, die Wahl zum Vorsitzenden der Landespartei und dann zum Regierungschef sowie - etwas später - die Bestätigung durch den Wähler. Nur: Wer gut netzwerken und mobben kann, der ist noch lange kein guter Ministerpräsident. Zu spät dämmert es der Partei, dass es dem Neuen an wichtigen Fähigkeiten mangelt, die ein Regierungschef braucht.

Es gibt kein Patentrezept, wie sich der Fehler vermeiden lässt. Das gilt vor allem für Bundesländer wie Sachsen oder Baden-Württemberg, in denen eine Partei dominant ist wie die Union und auch die Opposition keine anständigen Köpfe zu bieten hat, die Konkurrenz also für Auslese sorgen würde. Urwahlen an der Parteibasis können von Vorteil sein. Doch auch dann ist nicht garantiert, dass alle nötigen Fertigkeiten abgefragt werden. Wer einen Parteiabend zum Kochen bringt, muss noch lange keine Führungskraft sein. Besser wäre eine Personalpolitik, die auf den politischen Nachwuchs setzt und gezielt mehrere Talente zugleich fördert. Je mehr Wettbewerb, umso besser. Kronprinzen gehören in die Monarchie.

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