Kommentar Mehrheit für Rot-Rot: Alternativen zur CDU
Bislang sah es aus, als hätte die CDU gute Chancen, am nächsten Senat beteiligt zu werden. Doch mit einer wiedererstarkten Linken steigen auch die Alternativen für Wowereits SPD.
B erlin ist eine Stadt der linken Parteien. SPD und Grüne sind seit Monaten vorne, die Linke liegt bei derzeit 14 Prozent. Weil die FDP wohl draußen sein wird, vertritt letztlich die CDU das konservativ-bürgerliche im Parteienspektrum. Auch gibt es keine Wechselstimmung.
Wähler schauen hin
Dieser gewiss nicht neuen Erkenntnis widersprach in den letzten Wochen ein gesteigertes Selbstbewusstsein bei den Christdemokraten. Und das nicht ohne Grund: Bleiben die Grünen hinter der SPD - und nichts spricht derzeit dagegen -, kann Renate Künast nur mit der CDU von Frank Henkel Regierende Bürgermeisterin werden. Um selbst im Amt zu bleiben, müsste Klaus Wowereit ebenso um die CDU buhlen. Es wäre also Frank Henkel, der am Ende entscheidet, wer in der strukturell so linken Stadt Berlin die nächsten fünf Jahre die Hosen anhat.
Diese Botschaft ist inzwischen wohl auch bei den Wählerinnen und Wählern angekommen. Schließlich gibt es zur Regierungsbeteiligung der CDU zwei Alternativen: Eine starke CDU und eine starke Linke.
Eine starke CDU, so paradox es klingt, würde Henkel den Weg in den Senat versperren. Liegt sie nämlich vor den Grünen, muss Künast im Bundestag bleiben - Rot-Grün stünde nichts im Wege. Und auch die SPD würde den Teufel tun, eine wiedererstarkte CDU ins Boot zu holen. Eine starke Linke wiederum erhöht die Chancen für Rot-Rot - wenn sie nicht auf Kosten der SPD wächst.
Politische Farbenspielereien? Mag sein. Aber auch ein Hinweis darauf, dass die Wähler am 18. September genau hinschauen werden. Erst recht, nachdem aus dem Duell Wowereit gegen Künast die Luft raus ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen