Kommentar Mediaspree: Der Sound für eine neue Stadtpolitik
Wer die Megaspree-Demo als bloßes Comeback einer partysüchtigen Tanzjugend abtut, hat nichts verstanden.
Tausende Raver hüpften und tanzten durch die Stadt - ausgerechnet am einst traditionell für die Loveparade reservierten zweiten Juli-Samstag. Doch wer die Megaspree-Demo als bloßes Comeback einer partysüchtigen Tanzjugend abtut, hat nichts verstanden. Und vor allem nicht zugehört.
Denn die Beats standen nicht nur für sich selbst. Sie waren Soundträger für Parolen gegen eine einseitig betonlastige Stadtentwicklung. Politik, das hat der Megaspree-Rave gezeigt, kann durchaus auch Spaß machen. Und Spaß muss auch Politik machen. Denn den Protagonisten der Berlin prägenden Subkultur werden leider immer nur Steine in den Weg gelegt - nicht nur an den begehrten Ufern der Spree.
Erstaunlich scheint, dass viele der Demoraver dennoch auf die Vernunft der Politiker hoffen. "Wowi, tu was!" war gleich auf mehreren Pappschildern zu lesen. Doch das kommt nicht von ungefähr. Immerhin wurde Wowereit zu Beginn seiner Amtszeit gern als "Regierender Partymeister" bezeichnet. Wowereit und seiner in Umfragen arg gebeutelten SPD wird eine bunte, lebendige und an der Entwicklung der Stadt interessierte Klientel auf dem Tablett geboten. Der Regierende müsste nur zugreifen. Zum Beispiel, indem er die auch parteiintern ins Abseits geratene Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer "wegbasst", die seit einem Jahr trotz des gegenteiligen Bürgerentscheids an der Mediaspree-Bebauung festhält. Das wäre extrem befreiend, hochpolitisch. Und ein wunderbare Anlass für den nächsten Rave vor dem Roten Rathaus.
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