Mit wissenschaftlichen Forschungen kann ich nun nicht mithalten, möchte aber aus eigener Erfahrung auch anmerken, dass man ein gestörtes Essverhalten auch wunderbar entwickeln kann, wenn man mit Pippi Langstrumpf, Ottfried Preußler und ohne Fernsehen aufwächst.
Das Fernsehen allein zu beschuldigen – oder die Medien im Allgemeinen – ist bei Weitem zu kurz gegriffen. Diese sind ja immer auch Spiegel und nicht nur Macher unserer Gesellschaft. Stereotype über Femininität und Maskulinität werden dort vielleicht überzeichnend dargestellt, sind aber doch wohl nur Ausdruck dessen, was uns im täglichen Leben auch begegnet. Sie beeinflussen sicher ein früheres Entstehen des allgemeingültigen Schönheitsideals, sind aber bestimmt nicht die alleinige Ursache.
Erfahrungsgemäß werden Programminhalte ja zielgruppengerecht gestaltet – anzunehmen, dass die Macher dieser Sendungen den Mädchen und Jungen also Inhalte aufzwängen, die diese gar nicht sehen wollten, scheint mir daher etwas ab der Realität. Und dass die weiblichen Figuren in dieser Debatte nun allein wieder auf ihr Aussehen und ihre Körperform reduziert werden; dass sie nicht auch als Identifikation für ein Frauenbild dienen könnten, dessen Potential nicht darin besteht, das Aktivitätsniveau einer Schaufensterpuppe und den Intellekt eines Kastenbrotes zu haben, sondern sich mit Verstand und ohne falsche Rücksichtnahme auch mal durchzusetzen – das spricht nun wieder Bände.
Ich finde es bedenklich, wenn wir Kindern oder Jugendlichen die Fähigkeit absprechen, mit den ihnen gebotenen Inhalten auch nur ansatzweise kritisch umzugehen oder sich die Aspekte zur Identitätsstiftung herauszusuchen, die sie ansprechen.
Ich will weder bestreiten, dass es sich um ein ernstzunehmenes Problem handelt, noch finde ich die Eindimensionalität der Körper wünscheswert – viel mehr jedoch denke ich, dass es wichtig wäre, Frauen (jeder Kleidungsgröße) in diversen Rollen zu zeigen und ihnen eigenständiges, selbstbewußtes Handeln zuzugestehen.
Die Ohnmacht, den fehlenden Handlungsspielraum, das ewige Verhandeln dessen, was akzeptiertes (weibliches) Verhalten denn nun ist, empfinde ich als weitaus belastender, als die Darstellung einer Size Zero Comicfigur. Denn die ist, was sie ist: Ein Comic.
Zeichentrick, Filme und Bücher für Kinder waren früher nicht weniger stereotypisch (bis sexistisch); nicht alle haben Pippi Langstrumpf gelesen – es gab da auch noch Hanni und Nanni, Die 5 Freunde, und nicht zuletzt Märchen. Welche Lehre soll ein Mädchen daraus ziehen? Dass wir Stichwortgeber für die Männer und zudem fixiert auf unser Äußeres, Klatsch und Tratsch sind... wenn das ein besseres Vorbild liefert?
Ich entschuldige mich für diesen überlangen Kommentar, aber ich finde die Erklärung die Medien an allem Schuld sein zu lassen ist nicht nur eine einfache aber bequeme Scheinerklärung, sondern auch schon fast eine Beleidigung des kindlichen Verstandes (ohne hierbei jemanden angreifen zu wollen). Vor allem aber trifft es das Problem nicht: Der Körper lässt sich kontrollieren, die eigene Welt nicht – zumindest ist das, so glaube ich, eine weitverbreitete Annahme.
Vielleicht also weniger weitere Entmündigung, sondern mehr Dialog und Ermutigung zum Handeln, Entscheidungen treffen und (am allerwichtigsten) auch mal das Scheitern lernen. Das überlebt man nämlich, egal was uns in der Schule erzählt wird.
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