Kommentar Machtwechsel Senegal: Westafrika am Scheideweg
In Mali putscht das Militär, in Senegal wird der Präsident abgewählt. Senegal und der Elfenbeinküste kommt jetzt eine entscheidende Rolle zu.
W estafrika ist in Bewegung: Am Donnerstag putscht das Militär in Mali, am Sonntag wählt das Volk in Senegal den Präsidenten ab. Mali verliert mit dem Militärputsch seinen Nimbus der stabilen Demokratie, Senegal rettet ebendieses Image an der Wahlurne.
Die Abwahl des senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade bedeutet nicht unbedingt einen politischen Richtungswandel. Senegals Herausforderungen sind die ganz Afrikas: der jugendlichen Bevölkerungsmehrheit eine Zukunft zu verschaffen. Aufgrund der Dauerkrise von Landwirtschaft und Fischerei ziehen die Menschen in die Slums der Städte und stehen dann ohne Perspektive da, während um sie herum im Namen der Modernisierung Prestigebauten und Schnellstraßen entstehen.
Wenn dann noch ein 85-jähriger Präsident an der Macht klebt, statt einer neuen Generation zu weichen, ist sein Sturz geradezu unvermeidlich. Aber der Nachfolger steht vor denselben Problemen. Zunächst aber bestätigt Senegal einen positiven Trend: Der Wandel an der westafrikanischen Wahlurne ist möglich. In Guinea, in Niger, nach einem kurzen blutigen Zwischenspiel in der Elfenbeinküste – und nun auch in Senegal. Nur schade, dass im großen Mali, wo bei der turnusmäßigen Präsidentschaftswahl Ende April genau dies ebenfalls hätte geschehen können, der Staatsstreich einiger kurzsichtiger Soldaten den Machtwechsel vorerst verhindert.
ist Co-Leiter des Auslandsressorts der taz und zuständig für die Afrika-Berichterstattung.
Umso wichtiger ist es, dass die Region sich jetzt zusammentut, um für Mali einen Ausweg zu finden. Senegal und der Elfenbeinküste unter ihren neuen demokratischen Führungen kommt hierbei die entscheidende Rolle zu. An ihnen liegt es, ob der demokratische Wandel sich durchsetzt oder ob die Schockwellen des Libyenkonflikts Westafrika in ein internationales Pulverfass verwandeln.
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