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Kommentar Lockerung KooperationsverbotEliteunis statt Breitenförderung

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Der Schritt zu mehr Zusammenarbeit im Bildungsbereich zwischen Bund und Ländern ist kümmerlich. Um das Kooperationsverbot als Hemmschuh abzustreifen, muss es ganz weg.

G eht doch, denkt man zunächst: Die Führungsriege der schwarz-gelben Koalition hat eine bessere Zusammenarbeit im Bildungsbereich vereinbart. Das sogenannte Kooperationsverbot, welches dem Bund verbietet, sich in die ausschließlich den Ländern unterstellen Hochschulen und Schulen finanziell oder sonst irgendwie gewinnbringend einzubringen, soll gelockert werden.

Aber Vorsicht: Mehr Teamplay soll ausschließlich im Hochschulbereich erlaubt sein. Der Bund will Eliteunis fördern, jedoch keine Brennpunktschulen. Das wäre ein kümmerlicher Schritt für die Koalition der Angela Merkel, die sich einst selbst zur Kanzlerin der Bildungsrepublik Deutschland ausrief.

Die „Bildungrepublik“ versagt jedoch in der Breiten- und nicht in der Spitzenförderung: In einem der reichsten Länder verlassen Jahr für Jahr 70.000 Schüler die Schule ohne Abschluss. Die Chancen von Schülern sind stark vom sozialen Status der Eltern abhängig. 7,5 Millionen Menschen können nur rudimentär lesen, gelten als funktionale Analphabeten.

Bild: taz
ANNA LEHMANN

ist Bildungsredakteurin im Inlandsressort der taz.

Um diese Probleme zu lösen, ist eine gesamtstaatliche Strategie notwendig, die aber im föderalen Kleinerlei nicht zustande kommt. Um das Kooperationsverbot in der Bildung als Hemmschuh abzustreifen, muss das Grundgesetz geändert werden – und zwar richtig. Das Verbot muss weg. Doch wenn SPD, Grüne und Linke den kosmetischen Verbesserungen der schwarz-gelben Koalition jetzt ihre zur Zweidrittelmehrheit erforderlichen Stimmen leihen, dann blockieren sie eine radikale Reform.

Denn sicher ist: Wird das Kooperationsverbot im Grundgesetz einmal umgeschrieben, dann bleibt es für die nächsten Jahre unangetastet. Für die Opposition heißt das: Sie muss in Bundesrat und Bundestag gegen die geplanten Änderungen stimmen. Im Interesse einer besseren Bildung für alle.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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4 Kommentare

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  • A
    Astraia

    Deutschland will keine Breitenbildung für alle. Das passt nicht in das Konzept des "Innovationssystems", deshalb war das nie vorgesehen, sondern wurde sogar verhindert.

     

    Verblödung vieler wird dabei in Kauf genommen - deshalb ist seit Generationen in Deutschland nichts reformiert wurden, was anderswo selbstverständlich ist. Deshalb ist das Niveau hier so unterirdisch und kurz vor grenzdebil. Das ist hier ein Bildungsbananenstaat.

     

    Deshalb macht man Maßnahmendschungel statt eine vernünftige schulische Sekundarstufe 2 alternativ zur dualen Ausbildung - lässt lieber ungelernt stattdessen oder quetscht die dann in die kommenden praxisnahen Ausbildungsbausteine.

     

    es darf nie eine vernünftige schulische Ergänzung flächendeckend geben - alternativ mit Schülerbafög statt Azubi-Vergütung etc.-- weil die Wirtschaft das niht will und weil das andere billiger ist.

     

    Breitenbildung solls in DE nicht geben. Deshalb ist die Abiturientenquote hier so niedrig, die Hürden möglichst hoch und Zugänge zu Allgemeinbildung möglichst blockiert.

     

    und wo ist die Ausbildungsabgabe für Unternehmen? In Dänemark geht das seltsamerweise immer.

  • F
    Felix

    Die CDU würde doch sowieso am liebsten wieder so etwas wie den Adelsstand einführen. Wer in den Adelsstand geboren wird, wird automatisch zur Elite. Alle anderen werden, wie es ein Manager ausgedrückt hat, zum menschlichen Müll für die Drecksarbeit erklärt.

  • OV
    Olav van Gerven

    Wieder einmal kann ich mir den Eindruck nicht entziehen, dass es Politiker nicht gelingt zu verstehen, wo eine effektive Förderung von Kinder anfängt. Studien weisen nach, dass der "Ertrag" von jede in frühkindliche Bildung investierte Euro ein vielfaches ist von dem, was man in Universitäten und Hochschulen investiert.

    Ursache dieser Blindheit der Politik liegt vermutlich darin, dass die Politiker 1. schon zu lange aus dem Kindergarten und Grundschulen heraus sind um sich daran erinnern zu können wie es da war und 2. die Investitionen sich nicht innerhalb der eigene Legislaturperiode amortisieren. Kindergarten- und Grundschulkinder sind keine Wähler, die kann man ruhig noch ignorieren. Interessant werden sie erst, wenn sie das Alter erreichen, wo sie selbst wählen dürfen.

    Leider.

  • EA
    Enzo Aduro

    Das sehe ich nicht so.

     

    Man sollte für ein Gesetz stimmen wenn es besser ist als das was es gibt.

     

    Natürlich kann man das nach der nächsten BTW nochmal ändern. Vielleicht nicht am Anfang der Legislaturperiode, aber eine gute Reform dürfte sicher auch etwas an zeit kosten.