Stefan Reinecke schreibt:
"So bindet die Linkspartei im Westen [...] Teile der eher autoritätsfixierten Unterschicht in das demokratische System ein."
Ich stimme dem Autor zu, dass die Linke den bestehenden Konflikt zwischen den alten, rückwärtsgewandten Staatsgläubigen und den jungen, visionären Spinnern bewältigen muss.
Dennoch verstehe ich die oben zitierte Aussage nicht. Sind die Parteien der Besitzstandswahrer (also tendenziell alle anderen) nicht auch autoritätsfixiert? - Natürlich sind sie es, nur eben aus ihrer Sicht als Verteidiger des Status Quo. Bei der Gängelung der Verlierer des Schweinesystems kann es nach deren Auffassung gar nicht autoritär genug zugehen.
Die Merkel-Regierung konstatiert einen Aufschwung, es dem STAAT (scheinbar) besser geht. Merkel betont, dass man mittelfristig (!) darüber nachdenken (!) muss, wie der Aufschwung bei den Menschen ankommen könnte. Ist das nicht staatsgläubig?
Die Linke fordert, dass der Aufschwung bei den MENSCHEN ankommen muss. Scheinbar glauben die nicht nur an den Staat, sondern vor allem an Menschlichkeit.
Ein Primat der Politik über die Wirtschaft ist ja schön und gut, wichtiger noch wäre das Primat der Menschlichkeit gegenüber dem System und angeblichen Funktions-Notwendigkeiten.
Hier kommen die Linken ins Spiel, die wohl noch viel Überzeugungsarbeit vor sich haben, wenn es darum geht, den historisch bedingten und diskursiv gepflegten Antagonismus zwischen Staat und Privat endlich hinter sich zu lassen, der natürlich auch in dieser Partei die Hirne blockiert.
Der Kommentar ist für diesen Prozess jedoch nicht hilfreich, zementiert er doch die alten Feindbilder und belegt die Linke EINSEITIG mit dem Etikett "autoritätsfixiert".
Nach dieser Logik ist JEDER, der die Gesellschaft AUS SICH HERAUS, also demokratisch verbessern will, autoritätsfixiert. Die Alternativen wären Bürgerkrieg oder Anarchie - da kann man dann ja so richtig schön individuell drauf hauen.
Nee, nee, nee... das war keine Glanzleistung.
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