Kommentar Kritik an E-Autos: Öko wird’s nicht von allein
E-Autos sind nicht so sauber wie gedacht. Zwar gibt es auf europäischer Ebene strenge staatliche Vorgaben, aber sie müssen auch umgesetzt werden.
A uch Elektromobile fahren nicht mit Luft und Liebe. Sie fahren mit Strom, und sie sind nur dann besser fürs Klima, wenn dieser Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Ein E-Mobil in einem Land, das Energie überwiegend mit Kohlekraftwerken erzeugt, ist mitunter schmutziger als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Eine Verkehrswende, die auch auf Elektromobilität setzt, ist also nur als Bestandteil einer Energiewende denkbar – das hat sich inzwischen wohl relativ weit herumgesprochen.
Gerade jetzt, da die Elektromobilität auch in Deutschland ihr Köpfchen vorsichtig aus der Bedeutungslosigkeit herausstreckt, gibt es Neues auf die Mütze: Die Produktion der Batteriefahrzeuge selbst sei unökologisch und unfair noch dazu. Schließlich stammen wichtige Bestandteile wie Kobalt, Lithium oder Nickel entweder aus menschenunwürdiger Produktion, etwa im Kongo, oder hinterlassen bei der Förderung riesige ökologische Fußabdrücke.
Diese Debatte klingt vertraut, und in der Tat: Vor rund einem Jahrzehnt haben wir sie schon einmal geführt. Damals gerieten Windräder in Verruf, weil die vermeintlich sauberen Stromerzeuger nur mit großen Mengen von in China äußerst schmutzig produzierten Seltenen Erden funktionierten. Hersteller wie Siemens machten sich auf die Suche nach besseren Lieferanten und versprachen, die eingesetzten Metalle, wo möglich, zu substituieren oder zu recyceln. Allerdings waren sie dabei weniger von Sorgen um Umwelt und Menschenrechte getrieben als von den kurzzeitig enorm gestiegenen Preisen der Seltenen Erden. Als die Metalle wieder billiger wurden, ließen auch die Anstrengungen nach. Der Markt hat es nicht geschafft, die Förderung und Produktion der Seltenen Erden besser zu machen – und er wird auch nicht für wirklich saubere Elektroautos sorgen.
Die Verkehrswende braucht, wie die Energiewende oder der Eintritt in eine nachhaltige Bioökonomie, starke staatliche Vorgaben, die die Unternehmen zu transparenten Lieferketten zwingen, zu geschlossenen Ressourcenkreisläufen und häufiger Wiedernutzung der eingesetzten Materialien. Die Instrumente dafür – etwa die Konfliktmineralienverordnung oder die verschiedenen Kreislaufwirtschaftsgesetze – gibt es auf europäischer Ebene längst. Und erfreulicherweise gibt es auch Regierungen und Parteien, die sie weiterentwickeln wollen.
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