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Kommentar Krieg im KaukasusHeldenhafter Verteidiger Russland

Kommentar von Barbara Oertel

Moskau und Tbilissi wollen den Konflikt. Beiden kommt eine Auseinandersetzung nicht ungelegen.

Die "verfassungsmäßige Ordnung wiederherstellen" - mit diesem Argument begründete Moskau seine mörderischen Kriege gegen Tschetschenien, die in den Neunzigerjahren Zehntausende das Leben kosteten. Jetzt bedient sich Tbilissi der gleichen Formulierung, um seine Militärintervention in der abtrünnigen Republik Südossetien zu rechtfertigen. Weil Russland seine Truppen in das Krisengebiet entsandt und Abchasien angekündigt hat, die Südosseten zu unterstützen, steht die Region jetzt vor einem neuen Krieg.

So zynisch es angesichts der ersten Toten klingt: Eine Eskalation des Konflikts käme sowohl Georgien wie auch Russland nicht ungelegen. Michail Saakaschwili, Georgiens Präsident und Washingtons engster Verbündeter in der Region, ist innenpolitisch angeschlagen - trotz seiner Wiederwahl im Januar und dem Sieg seiner Partei bei den Parlamentswahlen vor drei Monaten. Seit er vor vier Jahren sein Amt antrat, hatte sich der einstige Hoffnungsträger der "Rosenrevolution" zum Ziel gesetzt, Südossetien und Abchasien wieder unter georgische Hoheit zu bringen. Die Militärintervention könnte ein Versuch sein, sich zu Hause etwas Luft zu verschaffen - und außerdem seiner Forderung nach einer Nato-Mitgliedschaft seines Landes mehr Nachdruck zu verleihen.

Russland wiederum nutzt die Krise, um sich einmal mehr als heldenhafter Verteidiger bedrohter Landsleute in den Nachbarrepubliken aufzuspielen. Das bedient den Nationalismus der territorial amputierten Großmacht. Konfliktregionen wie Abchasien, Südossetien oder Transnistrien bilden schon lange Russlands Experimentierfeld, um auf die Politik im "nahen Ausland" Einfluss zu nehmen. Nicht zuletzt ist Moskaus Verhalten auch eine Revanche gegenüber dem Westen, der die von Russland bekämpfte Unabhängigkeit des Kosovo unterstützt hat.

Seit Monaten schon gab es Scharmützel zwischen Moskau und Tbilissi. Jetzt rächt es sich, dass der Westen kein Konzept hat, wie er mit solchen Konflikten umgehen soll. Noch besteht die Möglichkeit, das Schlimmste abzuwenden - etwa durch Verhandlungen zwischen Russland, Georgien, Nord- sowie Südossetien unter der Ägide der OSZE. Wenn die Beteiligten mitspielen.

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Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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1 Kommentar

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  • Z
    Zampa

    Sehr geehrte taz-Autoren, wieso bleiben sie nicht einfach bei der Tatsache, dass Georgien hier einen Krieg begonnen hat? Und somit auch Schuld ist am Elend der Menschen. Wieso schreiben sie nichts über den Umgang des georgischen Präsidenten mit seinen 'Untertanen'? Stattdessen wird in allen möglichen Beiträgen in der taz sehr Schein-Differenziert so getan, als ob Rußland der Angreifer wäre. Bei der Springerpresse, bei G. W. Bush und auch von Kreisen der CDU ist das ja nachvollziehbar. Aber was soll dieses unreflektierte eindreschen auf Rußland von Seiten der taz? Und Frau Oertel hat es sogar geschafft, die suspekte Rolle der USA und EU in Georgien und im Kaukasus in ihrem Artikel mit keinem Wort zu erwähnen.