Kommentar Koze-Zukunft: Beide Seiten auf dem Holzweg
Die fehlene Gesprächsbereitschaft und die Polizeipräsenz kann man als Provokation verstehen.
Das Kollektive Zentrum im Münzviertel leistet wertvolle Arbeit. Es ist ein Ort, an dem Gesellschaft als Gemeinschaft gelebt wird. Die Stadt sollte das anerkennen. Den Eskalationskurs der Finanzbehörde dagegen gilt es zu stoppen. Nicht nur die fehlende Gesprächsbereitschaft und die ständige Anwesenheit der Polizei kann man aus Sicht des Initiativenbündnisses nur als Provokation verstehen. Auch das Verhalten von Finanzbehörden-Sprecher Daniel Stricker ist indiskutabel; der Mann twittert inzwischen, wie vielleicht ein Kampfhund kläffen würde: „Einen feuchten Kehricht“ interessiere ihn das Koze, von „schlecht erzogenen Aktivisten“ ist die Rede. Einen Pressesprecher, der so weit unter der Gürtellinie agiert, kann sich die Finanzbehörde nicht leisten.
Auf der anderen Seite bleibt die Frage nach der Zukunft. Im Kampf gegen einen deutlich überlegenen Gegner ist es nachvollziehbar, wenn des Koze sich über die eigenen Pläne in Schweigen hüllt. Als deutlich schwächerer Verhandlungspartner kann man dem Zentrum keinen Vorwurf machen. Doch ob diese Taktik zum Erfolg führt, ist fraglich.
Das Koze äußert sich in der Frage nach seinem langfristigen Erhalt nach außen anders als nach innen. Seinen Gegnern liefert es damit Munition, um es in eine kriminelle Ecke zu drängen, Stichwort: Da drohe der Stadt eine neue Rote Flora. Und gerade die Befürchtung, das Koze wolle sich langfristig etablieren, steht ja mit der Aggression der Gegenseite in direktem Zusammenhang. Beides kann nur gemeinsam diskutiert werden.
Und genau das muss jetzt passieren. Der Senat ist gefordert, die Finanzbehörde in den Griff zu bekommen, Verhandlungen aufzunehmen und die weitere Eskalation zu verhindern. Aber auch das Koze sollte seinen derzeitigen Kurs zu prüfen bereit sein.
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