Kommentar Klimakonferenz: Routine in Doha
Die Klimakonferenz in Doha endete so wie ihre Vorgänger. Solange das Scheitern Routine bleibt, droht der Klimapolitik ein verlorenes Jahrzehnt.
E in mühselig zurechtgezimmerter Kompromiss kurz vor Toresschluss, viel Unklarheit über die weiteren Perspektiven. Die Klimakonferenz in Doha endete so wie ihre Vorgänger. Sicher, das Kioto-Protokoll wurde zunächst verlängert. Aber nur noch 37 Staaten sind bei dem Abkommen zur Verminderung von Treibhausgasen dabei.
Viel mehr war von Doha nicht zu erwarten – und wird es auch nicht von den Folgekonferenzen 2013 und 2014 sein. Verantwortlich dafür ist der Kompromiss, der in Durban 2011 verabschiedet wurde: 2015 soll ein Abkommen beschlossen werden, das ab 2020 in Kraft treten soll. Ein Beschluss, der dazu einlädt, viel Zeit mit Vorgeplänkel und Streit über Verhandlungsdetails zu verbringen, ehe es 2015 zum Showdown kommt. Und dann der nächste laue Kompromiss beschlossen wird. Selbst die EU präsentierte sich in Doha uneinig wie nie.
Die Klimakonferenzen seien schon deshalb notwendig, weil einmal im Jahr das Thema in die Öffentlichkeit getragen werde, argumentieren viele. Aber inzwischen produzieren sie auch Zynismus und Gleichgültigkeit: Konferenz gescheitert – na und? Ist doch wie jedes Jahr. Morgen geht es wieder mit dem Billigflieger ans Mittelmeer.
MARTIN REEH ist Redakteur im Meinungsressort der taz.
Kann 2015 dennoch zum Erfolg werfen? Das ist nicht wahrscheinlich, solange das Scheitern als Routinefall begriffen wird. Auch in den Nichtregierungsorganisationen, die das Klimathema auf die weltweite Agenda gesetzt haben, haben sich viele in Konferenzdetails verloren.
Das reicht aber nicht, um der Öffentlichkeit die Gefahren zu verdeutlichen: dass der Klimapolitik ein verlorenes Jahrzehnt droht, dass Öl, Kohle und Gas verbraucht werden könnten, bis sie zur Neige gehen – und die Temperatur weltweit um 4 oder 5 Grad steigt.
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