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Kommentar KirchentagDen Neidern die Pest an den Hals

Jan Feddersen
Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen und Jan Feddersen

Die Darstellung von Frau Käßmann in der "taz" löst bei den Lesern heftige Reaktionen aus. Nun hatte diese Mischung aus Anne Frank und Joan Baez auch noch Geburtstag.

Public Viewing: Frau Käßmann Auftritt wir wegen des großen Andrangs auf einer Videoleinwand übertragen. Bild: dapd

D RESDEN taz Menschen gehen uns an, uns, die taz! Böse sind sie mit uns. Wie können Sie so etwas schreiben? Die Klage gilt unseren Bemerkungen zu Margot Käßmann. Dass sie so mainstreamig sei und überhaupt keinen Mut habe, weil alles, was sie sagt, alle sagen, nicht nur sie.

Und was nun wirklich alle so vor sich hin meinen, kann man schlecht als dissident nehmen. Aber die Menschen sind gekränkt und verletzt: Die Margot Käßmann - manche nennen nur ihren Vornamen, wenn sie von ihr sprechen - sei doch eine ganz Tapfere. Einer ergänzt, als er uns auch seine Kritik mitteilen kann, er sei bei ihr zuhause gewesen, und sie einfach eine ganz freundliche, alles sei einfach gewesen. Er wollte sagen: ohne Pomp, fast nachbarschaftlich, auf alle Fälle nicht dekadent aufdringlich.

Ja, so geloben wir: So sehen wir die Gestrauchelte jetzt auch. In der Veranstaltung "Nachtmusik und Nachtgedanken" - ein Titel, der nur Schlechtgelaunten als Allerleiverheißung vorkommen kann - in der berühmten Kreuzkirche sagt sie, was sie immer sagt. Krieg ist doof und das müsse jetzt mal gesagt werden. Wie immer: wärmster Beifall.

Ein echt evangelischer Blumenstrauß

taz

Jan Feddersen ist Redakteur bei der taz.

Moderator Joachim Zirkler ist ihr mehr ein Stichwortgeber als ein Frager. Dann dauert die Veranstaltung leicht länger als 60 Minuten - so schlägt es Mitternacht, woraufhin Herr Zirkler sagt, Margot Käßmann habe Geburtstag. So singt es in der Kirche vor brutal gefüllten Rängen und im Parkett herzlich "Viel Glück und viel Segen / Auf all deinen Wegen". Und bekommt noch einen wirklich nicht besonders hübschen Blumenstrauß überreicht, er sieht klein und knuffig aus. Nicht jedoch unziemlich üppig: echt evangelisch vorsätzlich bescheiden.

Margot Käßmann ist immer noch der Superstar des Kirchentages, sie ist, falls dieser Vergleich nicht manchen wieder hässlich erschiene, so eine Art Cher des Kirchenwesens, wenn auch nicht so spektakulär gekleidet: unverwüstlich, irgendwie kühl, doch menschenfreundlich, ohne besondere Neigung, ins Leidenschaftliche zu flüchten. All ihren Neidern und Missgünstigen sei eine fromme Pest an den Hals gewünscht, ihr aber ein Herzliches Glückwunsch!

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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15 Kommentare

 / 
  • MS
    M. Schwarz

    Vielleicht mag die taz mit ihren Thesen nicht Unrecht haben, dennoch, finde ich, sollte sie korrekt Bericht erstatten und auch bei kleinen Details nicht verfälschen.

    Die Videoübertragung ("public viewing") gab es nicht, sondern die im Bild gezeigt Videoleinwand befand sich innerhalb der Eisarena, quasi über Käßmanns Kopf, was bei Veranstaltungen in Hallen dieser Grüße überhaupt nichts außergewähnliches ist.

    Wer im Kleinen ungenau ist, kann man dem im Großen trauen?

  • WB
    Wolfgang Banse

    Margot Käßmann-eine Kirchenfrau auf die viele setzen

    Margot Käßmann,Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages,Landesbischöfin von Hannover,EKD Ratsvorsitzende ist eine Frau,die auf andere Menschen wie ein Magnet wirkt.Wom sie auftaucht auf dem Kirchentag,sei es in der Kreuzkirche,sei es auf dem Messegelände in Dresden ist sie umlagert von Menschen,die auf sie setzen,die sie als Idol sehen.

    Auch ohne leitendes kirchliche Amt kommt sie bei den Menschen an-ihre Aussagen tickern über die Nachrichtenagenturen.Ihr wird m,ehr Gehör geschenkt,als leitende Geistliche,wie zum Beispiel ihren Nachfolger Ralf Meister in Hannover.Obwohl er auch Medien gewandt ist-aber nicht den Charme,Esprit Flair besitzt wie seine Vorgängerin-und deshalb etwas bleich aussieht,wenn beide auf einander treffen.

    Margot Käßmann,muss aufpassen,das sie nicht zu einer Kultfigur des Protestantismus wird.

    Du sollst keine anderen Götter haben mir,wie es im 1.Gebot heißt.

    Ein Glücksfall ist Margot Käßmann für den Protestantismus.Dieser wäre um ein vielfaches ärmer,was Fröhlichkeit,Aufgeschlossenheit und Herzlichkeit betrifft.

    Zweifelslos hat der 33.Deutsche Evangelische Kirchentag in Dresden von Margot Käßmann

    was das Inmteresse und die Aufmerksamkeit des Kirchentages profitiert.Vielleicht kamen deshalb 120000 Dauerteilnehmer zu diesem größten protestantischen Treffen nach Dresden?!

  • RM
    Ralph Messner

    Ich zähle zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kirchentags, welche an keinen Veranstaltungen mit Margot K. anwesend waren. Die kritischen Bemerkungen der TAZ zu Äusserungen von Margot K. sind okay. Nicht nur, weil die Meinungsäusserungs- und Pressefreiheit solche zulassen, sondern auch weil sie den Finger auf einen wunden Punkt legen: Margot K. kann sagen, was sie will - nicht wenige zollen ihr für alles und jedes unkritisch Beifall.

  • M
    MeinName

    @Nike-Elisa:

    Demnach ist also ein Leben voller unreflektierter Selbstzufriedenheit und maximal möglicher Kritiklosigkeit der Schlüssel zur Erfüllung? Gruselige Vorstellung.

     

    Frau Käßmann mag ja eine total sympathische Frau sein aber ihre Statements zu Politik & Gesellschaft sind i.d.R. von bestürzender Schlichtheit. Natürlich kann man dem meisten irgendwie zustimmen aber mit echter Kritik an den Verhältnissen hat das trotzdem wenig bis nichts zu tun. Genau wie die ganze Feel-Go(o)d-Veranstaltung des Kirchentages.

  • N
    Nike-Elisa

    Lieber Herr Feddersen,

    könnte es sein, dass Ihr Lebensmotto wie folgt lautet: Es gibt immer Grund für Kritik ... und wer suchet, der findet !!!

    Offensichtlich darf ein Mensch nicht einfach ein Mensch in seiner vielschichtigen sowohl-als-auch Natur sein.

    Ich beneide Sie nicht - Menschen, die dieses Lebensmotto haben legen es üblicherweise auch an sich selbst an ... und verzweifeln über kurz oder lang am Leben.

  • N
    Nicht überzeugt

    Besonders kritisch finde ich die taz-Berichterstattung zum Kirchentag nicht. Ich war selbst nicht in Dresden, aber die Berichte und Kommentare wirken so, als hätten die Redakteure lediglich Beweismaterial für ihre vorher eingenommene Negativhaltung gesucht. Dass man da auf einer so großen Veranstaltung fündig wird, ist keine Überraschung. Eine wirklich kritische Haltung gründet dagegen aus meiner Sicht auf Offenheit, Neugier und Unvoreingenommenheit, und auch Differenzierungsvermögen. Wer die spannenden Diskussionen nun gerade auf den Großpodien mit der Polit-Prominenz sucht (oder in den Kneipen der Neustadt), scheint mir nicht gerade viel Ahnung vom Kirchentag zu haben. Wenn die taz von den Protesten im Wendland berichtet, analysiert sie ja auch nicht die Demo-Reden von Greenpeace-Vorsitzenden u.ä. oder das Partygehabe von Demo-Touristen, sondern geht an die Orte des Geschehens. Auf dem Kirchentag wäre das z.B. eine kleine Diskussionsrunde in einer Vorort-Gemeinde oder eine Veranstaltung zu einem Thema, das in den Medien sonst nicht vorkommt.

     

    Ich denke, die taz wäre besser beraten gewesen, auf die Sonderberichterstattung vom Kirchentag zu verzichten. Ich hätte jetzt Lust im Sinne von "taz zahl ich" einen Betrag auf mein Konto rückzuüberweisen, mit dem Hinweis "das Produkt hat mich nicht überzeugt".

  • P
    playmate

    Man muß Frau Käßmann zugutehalten, daß sie das Amt der EKD-Ratsvorsitzenden gar nicht braucht, um erfolgreich zu sein. Großveranstaltungen und mediales Interesse, daß ist es, was sie braucht und das ist, was man ihr immer wieder gibt. Ich kann auf Frau Käßmanns Medienpräsenz gut verzichten, es hilft mir nicht, meinem Glauben nicht, der Kirche nicht, und ich bezweifle, daß es irgendjemand außer Frau Käßmann selber, ihrem Anhang und den Medien nützt.

  • F
    flujo

    Geht zwar um die katholische Kirche, ist aber universell im chrsitlichen Schafsherdenbereich anwendbar:

     

    von Michel Mourre (Lettristin) ungefragt gehaltene Rede zur Ostermesse in der kathedrale Notre Dame de Paris:

     

     

    "Heute am Ostersonntag des heiligen Jahres,

    hier im Zeichen der Basilika der Notre Dame de Paris,

    klage ich die universale katholische Kirche an,

    des tödlichen Mißbrauchs unserer lebendigen Kräfte

    für einen leeren Himmel,

    klage ich die Kirche der Schwindelei an,

    klage ich die katholische Kirche an,

    die Welt mit ihrer Friedhofsmoral zu verpesten,

    das Krebsgeschwür des zerfallenen Okzidents zu sein.

     

    Wahrlich ich sage euch: Gott ist tot!"

     

    Hier an dieser Stelle wurde Mourre von dem Organisten unterbrochen. Der Rest der Rede wurde niemals gehalten. Ich zitiere den Rest dennoch, weil er so schön ist:

     

    "Uns kotzt die röchelnde Seichtheit eurer Predigten an,

    denn eure Predigten sind der schmierige Dünger

    für die Schlachtfelder Europas.

    Geht hinaus in die tragische Wüste, die herrliche Erde,

    auf der Gott tot ist,

    und bestellt von neuem die Erde, mit euren nackten Händen,

    euren Händen des Stolzes,

    euren Händen ohne Gebete.

    Heute am Ostersonntag des heiligen Jahres,

    hier im Zeichen der Basilika der Notre Dame de Paris,

    erklären wir den Tod des Christengottes,

    um endlich den Menschen leben zu lassen."

  • O
    Origenes

    Gute Beobachtungen zum Personenkult und der Gabe medialer Selbstdarstellung.

    Aber "fromme Pest"? Oh Gott, da denke ich immer an Evangelikale, christliche Fundis und selbsternannte Missionare, die den friedlichen Kirchentag heimzusuchen pflegen. Die wünsche ich niemanden an den Hals, nicht einmal den Neidern und Missgünstigen von Margot...

  • H
    helal

    behauptet frau käßmann von sich dissident zu sein?

    und wenn sie sagt was sowieso alle denken, wieso schießen sich die medien dann gerade derartig auf sie ein? wenn sie das sprachrohr einer schweigenden mehrheit ist, dann ist sie mir da allemal lieber als ein roland koch oder thilo sarrazin. deren thesen liegen dem autor feddersen, der auch schon ein ums andere mal anti islamische hetze zu papier gebracht hat aber wahrscheinlich eher, so dass er sich bösartige kommentare wie diesen hier verkneift.

  • M
    Michel

    Obwohl angeblich die meisten Deutschen gegen den Krieg sind, findet er statt, denn die Führer sind dafür. Und sie haben die Presse auf ihrer Seite. Fest. Es kommt alles darauf an, zu verhindern, dass aus der emotionalen Abneigung des Volkes gegen das Töten und Getötetwerden Politik wird. Ein bisschen hat der deutsche Michel aber doch schon erreicht, bei Libyen haben wir nicht gemacht, obwohl viele Führer, vor allem der GRÜNEN, dafür sind.

  • V
    vic

    Autsch, schon wieder in den Fettnapf getreten, Herr Feddersen.

    Tun Sie Buße, Mann.

    Am besten sofort, auf dass Ihnen Schlimmeres erspart bleibt

  • L
    Lipglosse

    -Die Klage gilt unseren Bemerkungen zu Margot Käßmann.-

     

    Aber Ihro Majestät, der Koninginnedag ist doch schon längst vorbei. Irgendwie hängengeblieben?

  • DJ
    Delphina Jorns

    An Margot Käßmann kann man sehen was für die evangelische Kirche als Volkskirche noch übrig bleibt: bürgerliche Kirche zum wohlfühlen, voll sendefähig. Dabei bietet jeder Tag genügend Stoff für eine Busspredigt alttestamentarischen Zuschnitts. Aber der Geist weht wo er will.

  • P
    pylades

    Lieber Herr Feddersen,

     

    bevor Sie das nächste Mal einen Kommentar in die Tastatur hacken, wäre es ratsam, Sie würden einmal Tief Luft holen und sich überlegen, was Sie mit ihrem Geschreibsel ausdrücken wollen. Was in diesem Fall die Teilüberschrift "Käßmann wird gefeiert, die "taz" nicht" mit dem Rest des Artikels zu tun hat, ist leider kaum ersichtlich.

     

    "Margot Käßmann ist schon peinlich, aber irgendwie ganz okay, und ihre Kritiker sind auch nicht viel besser" - das war doch ihr Kernthese, habe ich Sie da richtig verstanden? Wenn ja, warum ist notwendig, diesen Gedanken in Satzklumpen zu kleiden wie "Nicht jedoch unziemlich üppig: echt evangelisch vorsätzlich bescheiden."?