Kommentar Kandidatensuche Republikaner: Little Shop of Horrors
Die potentiellen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner lassen schaudern. Konservativer Radikalismus gepaart mit persönlichen Unzulänglichkeiten prägen den Zirkus.
D ie Vorstellung, dass irgendeiner der republikanischen PräsidentschaftskandidatInnen im November nächsten Jahres die Wahl gewinnen und ins Weiße Haus einziehen könnte, macht schaudern. Eingezwängt zwischen neuem konservativem Radikalismus und persönlichen Unzulänglichkeiten, ist der Wanderzirkus, der Anfang Januar im Bundesstaat Iowa zum Beginn der Vorwahlen antritt, das wahrscheinlich schwächste Kandidatenfeld seit Langem.
Die beiden Frontrunner, der ehemalige Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, und der einstige Sprecher des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, sind nach Jahren des politischen Scheiterns wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Gingrich blamierte sich in den 90ern mit seinem großspurigen "Vertrag mit Amerika" und dem Ausrufen der "konservativen Revolution" - seither verbrachte er seine Zeit mit Geldverdienen und Lobbyismus.
Er ist so sehr Teil des etablierten Politbetriebs, wie man es nur sein kann. Und Romney verweist gern auf seine Wirtschaftskompetenz - aber dass die von ihm beratenen Firmen reihenweise pleitegingen und Jobs verloren gingen, hört er nicht so gern.
Michelle Bachmann und Rick Santorum sind konservative Radikale, die für den US-Mainstream - hoffentlich noch immer! - nicht wählbar sind, der libertäre Ron Paul könnte zwar aus dem demokratischen Antikriegslager ein paar Stimmen abziehen, wäre aber für Religiös-Konservative unmöglich; von John Huntsman ist gar nichts mehr zu hören, und Texas Gouverneur Rick Perry hat sich in den Debatten mindestens so zur Lachnummer gemacht wie der inzwischen ausgeschiedene Herman Cain.
Die gute Nachricht ist: Barack Obama muss sich vor keinem dieser Kandidaten fürchten. Die schlechte: Hoffnung auf Besserung verbindet sich auch mit ihm nicht mehr.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bundestagswahl für Deutsche im Ausland
Die Wahl muss wohl nicht wiederholt werden
Trump, Putin und Europa
Dies ist unser Krieg