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Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Die potentiellen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner lassen schaudern. Konservativer Radikalismus gepaart mit persönlichen Unzulänglichkeiten prägen den Zirkus.

D ie Vorstellung, dass irgendeiner der republikanischen PräsidentschaftskandidatInnen im November nächsten Jahres die Wahl gewinnen und ins Weiße Haus einziehen könnte, macht schaudern. Eingezwängt zwischen neuem konservativem Radikalismus und persönlichen Unzulänglichkeiten, ist der Wanderzirkus, der Anfang Januar im Bundesstaat Iowa zum Beginn der Vorwahlen antritt, das wahrscheinlich schwächste Kandidatenfeld seit Langem.

Die beiden Frontrunner, der ehemalige Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, und der einstige Sprecher des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, sind nach Jahren des politischen Scheiterns wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Gingrich blamierte sich in den 90ern mit seinem großspurigen "Vertrag mit Amerika" und dem Ausrufen der "konservativen Revolution" - seither verbrachte er seine Zeit mit Geldverdienen und Lobbyismus.

Er ist so sehr Teil des etablierten Politbetriebs, wie man es nur sein kann. Und Romney verweist gern auf seine Wirtschaftskompetenz - aber dass die von ihm beratenen Firmen reihenweise pleitegingen und Jobs verloren gingen, hört er nicht so gern.

Bild: taz
BERND PICKERT

ist Redakteur im Auslandsressort der taz und zuständig für die Amerika-Berichterstattung.

Michelle Bachmann und Rick Santorum sind konservative Radikale, die für den US-Mainstream - hoffentlich noch immer! - nicht wählbar sind, der libertäre Ron Paul könnte zwar aus dem demokratischen Antikriegslager ein paar Stimmen abziehen, wäre aber für Religiös-Konservative unmöglich; von John Huntsman ist gar nichts mehr zu hören, und Texas Gouverneur Rick Perry hat sich in den Debatten mindestens so zur Lachnummer gemacht wie der inzwischen ausgeschiedene Herman Cain.

Die gute Nachricht ist: Barack Obama muss sich vor keinem dieser Kandidaten fürchten. Die schlechte: Hoffnung auf Besserung verbindet sich auch mit ihm nicht mehr.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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2 Kommentare

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  • BP
    Bernd Pickert

    Naja, nun kann man ja Dinge so und so sehen, und ob man den großspurigen Contract und die "konservative Revolution" im Nachhinein als Blamage empfindet, bleibt jedem selbst überlassen - dazu ist das ja ein Kommentar. Sicher scheint mir, dass gerade die Erfahrung Gingrichs mit dem Shutdown und der anschließende Aufschwung Clintons die Republikaner bis heute - und in den letzten Auseinandersetzungen durchaus merklich - nachdenklich gemacht hat.

     

    Ron Paul ist Abtreibungsgner, stimmt. Aber ansonsten ist er libertär und hält Religion für Privatsache.

     

    Huntsman - wo haben sie das denn her? Gut, er hat sich in der loetzten Woche von durchschnittlich 2,3 Prozent in den Umfragen auf 4,7 gesteigert. Damit ist er immer noch letzter, wie schon seit Bekanntgabe seiner Kandidatur im Juni.

     

    Und Romney: Stimmt, während der republikanischen Vorwahlen ist seine Jobvernichtende Tätigkeit in der Privatwirtschaft nicht wichtig. Sollte er jedoch gegen Obama antreten, wird das zentral - deshalb glaube ich auch, dass er keine Chance hat.

     

    Aber gut - wie gesagt: Es ist ein Kommentar.

  • M
    Mmit

    Was für eine eine kenntnisarme Berichterstattung. Keine Frage, das Bewerberfeld ist schwach, aber vieles in diesem Artikel stimmt leider nicht. Gingrich hat sich in den 90ern nicht mit seinem Contract for America blamiert, sondern damit vielmehr die Mehrheit im House of Representatives nach mehreren Dekaden unter demokratischer Kontrolle für die Republikaner zurück gewonnen. Dass er später in Ungnade gefallen ist, hatte vielmehr mit seiner cholerischen Art und einer außerehelichen Affäre (während er gleichzeitig versuchte, Clinton wegen der Lewinsky-Geschichte aus dem Amt zu entfernen).

    Und warum ist Ron Paul gerade für die christliche Rechte nicht wählbar? Er ist zB immer schon ein Abtreibungsgegner gewesen. Vielmehr hat er Probleme mit den Neocons (aufgrund seinen isolationistischen Überzeugungen in Sachen Außenpolitik) und moderaten Wählern (wegen seinem radikalen Marktverständnis). Von Huntsman hat man nie so viel gehört wie gerade jetzt, weil ihm in New Hampshire Chancen eingeräumt werden, Romney einen guten Teil seiner Stimmen abzunehmen. Was den betrifft, ist sein Problem definitiv nicht seine langjährige Tätigkeit in der Privatwirtschaft, sondern seine sehr elastischen Positionen zu fast allen wichtigen Thema. Bei Perry und Cain sind wir uns aber einig^^