Kommentar Kampf um Mandate: Die Kunst des Möglichen
Wenn es um Mandate und Diäten geht, hört die Parteifreundschaft meist auf. Wer Karriere machen will, sollte über ein stabiles Nervenkostüm verfügen und bereit sein, auch mal die Ellenbogen einzusetzen.
F ür allzu zart Besaitete ist in der Politik kein Platz. Wer da Karriere machen will, sollte erstens über ein sehr stabiles Nervenkostüm verfügen und zudem die Bereitschaft haben, auch mal die Ellenbogen einzusetzen. Das wird in den beiden größten Hamburger Parteien SPD und CDU jetzt wieder exerziert. Wenn es um Mandate und Diäten geht, hört die Parteifreundschaft meist auf.
Wer in zwei Jahren in den Bundestag will, muss schon jetzt das Terrain sondieren. Deshalb heißt es, Verbündete zu suchen und Koalitionen zu schmieden. Deshalb steht bei der CDU zu erwarten, dass Christoph Ahlhaus und Frank Schira gemeinsame Sache machen werden beim Kampf um sichere Listenplätze.
Wenn die Chefs der beiden mächtigen Parteikreise Nord und Wandsbek sich gegenseitig unterstützen, geht das zu Lasten von Rüdiger Kruse. Dem Mann aus dem kleinen Kreisverband Eimsbüttel bliebe nur der vierte Rang - und die Hoffnung auf ein unerwartet gutes CDU-Ergebnis.
Und bei der SPD wird Johannes Kahrs, der Kreisfürst in Mitte, Aydan Özoguz unterstützen. Denn dadurch kann er sich bei den Wandsbeker Nachbarn, beim Landesvorsitzenden und Bürgermeister Olaf Scholz und nicht zuletzt bei seinem Kreisvize Michael Neumann beliebt machen: Der Innensenator ist der Gatte von Özoguz.
Politik ist eben doch die Kunst des Möglichen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!