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Kommentar "Junge Freiheit"-ExredakteurAls Minister unzumutbar

Kommentar von Georg Löwisch

Peter Krause will nicht mehr für die "Junge Freiheit" schreiben. Dass er nun Kultusminister von Thüringen werden will, zeigt, wie etabliert das die rechts-Postille ist.

Wäre man zynisch, würde man dies als gute Nachricht bewerten: Peter Krause, Thüringens designierter Kultusminister, wird künftig nicht in der Wochenzeitung Junge Freiheit schreiben. Das hat Ministerpräsident Dieter Althaus in einem Interview versprochen. Krause hat für die Rechtspostille gearbeitet, Krause hat sie gerade erst als anerkanntes Medium gelobt, aber schreiben wird Krause natürlich nicht für sie. Dann ist ja alles in Ordnung!

Leider vollzieht sich in Thüringen keine Provinzposse. Es gibt auch keine guten Nachrichten. Vielmehr verhilft die CDU der Neuen Rechten und der ihr nahestehenden Zeitung zu einem lang ersehnten Sieg. Die Strategie der Jungen Freiheit funktioniert seit Jahren so: Sie lädt etablierte, auch linke Politiker und Funktionäre als Autoren und Interviewpartner ein. Zudem geht sie juristisch aggressiv dagegen vor, wenn sie "rechtsextrem" oder "rechtsradikal" genannt wird. Hingegen wird die Schuld der Deutschen am Zweiten Weltkrieg und am Holocaust in subtiler Form relativiert. Das Ziel ist das Bild einer Zeitung, die vorzeigbar ist wie die Musikerin Sabrina Setlur oder der Stabhochspringer Tim Lobinger, die in dem Blatt einen Fragebogen beantwortet haben. Die Zeitung will so die Grenze zwischen rechtskonservativ und schmuddelrechts verwischen.

Nun präsentiert ausgerechnet ein Politiker, der gerade Minister werden soll, diese Bemühungen als Beweis dafür, dass die Junge Freiheit ein anerkanntes Medium geworden sei. Er verweist auf die Interviews von Politikern aller Lager in dem Blatt. Dass er angefügt hat, die Linie der Jungen Freiheit vertrete er als CDU-Politiker nicht, gehört zum Spiel.

Dass so ein Mann für die Schulpolitik in Thüringen verantwortlich sein soll, können die Christdemokraten nicht ernst meinen. Und als Ansprechpartner für die Jüdische Gemeinde oder als Mitglied des Stiftungsrats der Gedenkstätte Buchenwald ist Krause unzumutbar.

Es ist unverständlich, dass die Bundes-CDU bislang noch nicht eingegriffen hat. Als Günther Oettinger in einer Trauerrede die Rolle des NS-Juristen Filbinger verzerrte, zwang ihn Angela Merkel zum Kotau. Zu Thüringen schweigt sie.

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4 Kommentare

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  • IK
    Ich kann es nicht mehr hören

    Wird die taz die Doppelmoral die sie ständig predigt eigentlich nicht langsam selbst mal leid? Oder ist das jetzt die verspätete Rache für die Drohsel-Geschichte?

    Reicht es bei Ihnen in der Redaktion intellektuell nicht dafür aus, sich einfach mal inhaltlich mit der Jungen Freiheit und im konkreten Fall mit den Artikeln Krauses auseinander zusetzten? Haben Sie nicht mehr drauf als das gebetsmühlenartige Wiederholen des Schanier- und Grauzonengequatsche? Die taz sollte sich langsam mal entscheiden was sie ist: Das Parteiblatt von Grünen und die Linke, oder eine unabhängige Zeitung, die zu objektiven und wertfreiem Journalismus fähig ist.

  • FH
    Folkert Hardt

    Georg Löwisch macht es sich zu einfach. Er unterstellt einer teilweise interessanten oft überschätzten thematisch iterativen Wochenzeitung wie der JF eine ausgesuchte Taktik, indem diese versucht, verschiedene Positionen einzufangen. Dies wird gleich 1 : 1 auf den Menschen und Politiker Peter Krause übertragen, der den Charakter-Test - Widerstand in einem totalitären System - im Gegensatz zu so vielen "Berufswiderständlern" in der BRD - bestanden hat.

    So wird dem politischen Gegner, dem Anderen, eine gewisse Heimtücke unterstellt und von leichter Hand mit althergebrachter Methode andeutender Unterstellungen die übliche Kampagne losgetreten.

    Das ist schade um die publizistische Kultur und kein Qualitätsjournalismus.

    Und so wird man dem Politiker Peter Krause, einem hochgebildeten Menschen nicht gerecht, der schon in der Schulzeit in der DDR liberalen Geist bewiesen hat. Um der Fairneß willen - Sie machen es sich zu einfach Herr Löwisch. Schauen Sie genauer hin!

  • PU
    peter ulrich

    Gute Entscheidung, ich bin glücklich darüber. hansprahl

  • K
    Karolus

    Die mögliche Berufung des mir bis dato unbekannten Peter Krauses zum thüringischen Bildungsminister stellt in der Tat etwas Ungewöhnliches dar. Doch müsste man die Inhalte seiner Artikel kennen, ehe man den ersten Stein auf ihn wirft. Apropos Steine werfen: Sie wissen doch genau, welcher Steinewerfer und Feind der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unserres Staates Bundesminister geworden ist, auch mit Hilfe Ihrer Linkspostille. Und von dem, was der spätere Bundesminister Trittin in seinen Jahren als Kommunist von sich gegeben hat, wollen wir schweigen.

    Mich stören die ohne Zweifel feststellbaren Tendenzen der Relativierung deutscher Schuld im Kontext Zweiter Weltkrieg bzw. Holocaust in der Zeitung auch sehr und ich habe dieserhalb auch schon einen Leserbrief geschrieben, doch bin ich andererseits der Rechtspostille 'junge freiheit' sehr dankbar für ihre aufklärenden Artikel bezüglich des Vordringens des Islam in Europa, vor allem aber in unserem Land.