Kommentar Jugendarbeitslosigkeit: Dank dem Kinderknick
Die deutsche Regierung tut viel, um die Jugendarbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Mit Erfolg, zumindest statistisch gesehen. Kein Grund, die Füße hochzulegen.
S tudie um Studie stellt fest, dass die Deutschen mit ihrem Leben und ihrer Zukunft alles andere als zufrieden sind. Im europäischen Vergleich aber macht Deutschland eine recht manierliche Figur, etwa jüngst bei der Erwerbslosigkeit unter Jungerwachsenen.
Ganze 9,1 Prozent sind ohne Job. Zum Vergleich: In Großbritannien stehen 20 Prozent der unter Fünfundzwanzigjährigen auf der Straße und in Spanien noch mal doppelt so viele.
Traditionell ist die Angst der Politik groß, die deutsche Jugend könnte in Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit versinken. Und so versuchen die Regierungen mit etlichen Maßnahmen die Jugendlichen ohne Job von der Straße zu holen - auch wenn die Jugendlichen häufig in diesem parallelen Ausbildungssystem mehr geparkt als ausgebildet werden. Doch immerhin, sie sind erst mal raus aus der Statistik.
Entscheidend für das gute Abschneiden aber ist die viel bejammerte demografische Entwicklung in der Bundesrepublik. Denn die Länder mit vielen jungen Leuten ohne Arbeit haben eben auch sehr viele junge Leute: In Spanien sind rund 20 Prozent unter 25 Jahren, in Deutschland gerade mal 11 Prozent. Nachdem Deutschland das kinderärmste Land Europas ist, dürfte sich an dieser Verteilung auch nicht so schnell etwas ändern.
So wichtig es für eine friedliche und auch zukunftsfähige Gesellschaft ist, dass Jugendliche Jobs haben - die sozialen Probleme in Deutschland sind deshalb nicht vom Tisch. Verglichen mit der Gesamtbevölkerung tun sich Jugendliche nämlich deutlich schwerer damit, Arbeit zu finden.
Die positiven Zahlen des EU-Vergleichs sind also kein Grund für die Politik, nachzulassen. Im Gegenteil, sie sollten weiter Ansporn sein, den Jugendlichen ausreichend und vor allem nachhaltige Perspektiven zu bieten.
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