Kommentar Jobvermittler: Weiterbildung für das Arbeitsamt
Um einen Job zu vermitteln, ist weder das Vermögen der Freunde noch der Lieblingsplatz in der Stadt relevant.
A uskünfte über ihre Freunde, ihre Ärzte oder eine mögliche Mathenachhilfe für ihren Sohn sollte die Hartz-IV-Empfängerin Manuela Bombosch an das Kieler Jobcenter weitergeben: Weil persönliche Netzwerke bei der Vermittlung in Arbeit besonders hilfreich sind, wie die Jobvermittler meinen. Um einen Job zu vermitteln, ist aber weder das Vermögen der Freunde noch der Lieblingsplatz in der Stadt relevant.
Das ist Hobbypsychologie: Die oft mäßig ausgebildeten Vermittler können sich an den Arbeitslosen ausprobieren. Dort sitzen, mit befristeten Verträgen, alte Telekombeamte oder Bahner, die vorher Telefonnummern vergeben oder Tickets abgestempelt haben.
Die Jobvermittlung ist eine der wichtigsten Aufgaben des Staates - nicht zuletzt, weil jeder Arbeitslose, der nicht vermittelt wird, enorme Kosten bedeutet. Zugegeben: es ist nicht leicht, Menschen ohne Ausbildung zu vermitteln. Sie stattdessen in Beschäftigungskurse - gemeinsames Kochen oder zum dritten Mal denselben Computer-Kurs - zu stecken, bringt nichts: Aus der Statistik verschwinden sie so lange zwar, ihre Jobaussichten verbessern sich jedoch nicht.
Man sollte zuallererst die Jobvermittler besser ausbilden und die befristeten Verträge abschaffen. Dazu gehört natürlich auch, dass diese lernen, was es bedeutet, wenn intime Daten in den falschen Köpfen landen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance