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Kommentar IslamkonferenzIns Abseits manövriert

Cigdem Akyol
Kommentar von Cigdem Akyol

Der Zentralrat der Muslime muss lernen, dass Streiten und Mitdiskutieren zu einer Demokratie dazugehört. Wer das alles nicht will, bleibt am Rande der Gesellschaft.

B ERLIN taz Sie hätten ihre Kritik an Ort und Stelle vorbringen können. Doch stattdessen sagt der Zentralrat der Muslime seine Teilnahme an der Islamkonferenz ab - weil das Innenministerium angeblich nicht auf seine Wünsche eingegangen sei und keine konkreten Ziele formuliert habe. Das mag stimmen - oder auch nicht.

Der Rückzug aus dem politisch-religiösen Dialog bringt dem Zentralrat überhaupt nichts. Denn das ist auch ein Kennzeichen der Demokratie: Man muss mitdiskutieren, Bündnispartner überzeugen, Kompromisse eingehen und sich auch mal streiten können - auch mit den nichtorganisierten Muslimen, denen der Zentralrat gerne die Legitimation aberkennt. Wer das alles nicht will, bleibt am Rande der Gesellschaft - und ins politische Abseits hat sich der Zentralrat gerade ganz alleine befördert.

Natürlich muss der Zentralrat nicht jedes Häppchen des Innenministeriums schlucken. Er könnte aber kooperativ und fordernd seine Interessen vertreten. Schließlich ist auch das Ziel dieser Konferenz, den Islam aus dem Dunkel der Hinterhöfe zu befreien und im offenen Dialog über das zu streiten, was beide Seiten bewegt, die Muslime und den Staat.

Der Vorsitzende des Zentralrates, Ayyub Axel Köhler, behauptet, die Islamkonferenz sei lediglich eine von der Regierung verordnete Konferenz, die die Probleme im Verhältnis von Muslimen, Politik und Bevölkerung nicht lösen könne. Lösungsvorschläge macht er aber keine. Köhler moniert darüber hinaus, dass jetzt die Hälfte der deutschen Moscheegemeinden bei der Islamkonferenz fehlen würden. Wenn es ihm tatsächlich so wichtig ist, dass möglichst viele Moschee-Vereine in der Islamkonferenz vertreten sind, dann hätte er doch eigentlich bleiben müssen.

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Cigdem Akyol
tazzwei-Redakteurin (ehem.)
Jahrgang 1978, studierte Slavistik und Völkerrecht an der Uni Köln. Anschließend Ausbildung an der Berliner Journalisten Schule. Seit 2006 bei der taz, zunächst im Inlandsressort, 2007 Wechsel zu tazzwei. Schwerpunkte hier waren Islamismus und NS. Nach Aufenthalten im Nahen Osten, in Zentralafrika, China und Südostasien ging sie 2014 als Korrespondentin nach Istanbul. Sie ist Autorin des 2015 erschienenen Sachbuches "Generation Erdoğan" (Kremayr & Scheriau).
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2 Kommentare

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  • N
    nicolaus

    Es ist das typische Verhalten muslimischer Funktionäre: larmoyant und immer in der Opferrolle, mit sich selbst hoch empfindlich, unfähig zu Selbstkritik und Veränderung, die Schuld stets bei anderen suchend,fordernd und völlig unempathisch für die Bedürfnisse und legitimen Forderungen der Gesellschaft, in der sie leben. Muslimische Migranten sind die am schlechtesten integrierten in der BRD. Dies belegen nicht nur Statistiken, es ist augenfällig. Ein Beispiel: in meiner Straße führt ein vietnamesisches Paar ein Lokal. Die beiden Kinder sprechen ihre Muttersprache und akzentfrei deutsch - in der 1. Generation ! Die nicht endenwollenden Sprachprobleme von Türken in der xten Generation sind nur noch peinlich.Es ist das Ergebnis jahrzehntelanger Abschottung. Der Gedanke der Integration ist den meisten Türken vollkommen fremd. Sie leben und denken nicht als Individuum bzw. Teilnehmer am gesellschaftlichen Geschehen, sondern existieren nur als Teil eines Clans. Die "Anderen", das sind und bleiben "Fremde". Mit "Multikultur" hat das Ganze absolut nichts zu tun - islamische Zuwanderergesellschaften sind ethnisch und religiös exklusive Monokulturen.

  • M
    Mustafa

    Bei euch sind immer die Muslime schuld ihr heizt die Islamophobie nur an so wie ihr damals mit Juden geheitz habt.