Kommentar Islamkonferenz: Ins Abseits manövriert
Der Zentralrat der Muslime muss lernen, dass Streiten und Mitdiskutieren zu einer Demokratie dazugehört. Wer das alles nicht will, bleibt am Rande der Gesellschaft.
B ERLIN taz Sie hätten ihre Kritik an Ort und Stelle vorbringen können. Doch stattdessen sagt der Zentralrat der Muslime seine Teilnahme an der Islamkonferenz ab - weil das Innenministerium angeblich nicht auf seine Wünsche eingegangen sei und keine konkreten Ziele formuliert habe. Das mag stimmen - oder auch nicht.
Der Rückzug aus dem politisch-religiösen Dialog bringt dem Zentralrat überhaupt nichts. Denn das ist auch ein Kennzeichen der Demokratie: Man muss mitdiskutieren, Bündnispartner überzeugen, Kompromisse eingehen und sich auch mal streiten können - auch mit den nichtorganisierten Muslimen, denen der Zentralrat gerne die Legitimation aberkennt. Wer das alles nicht will, bleibt am Rande der Gesellschaft - und ins politische Abseits hat sich der Zentralrat gerade ganz alleine befördert.
Natürlich muss der Zentralrat nicht jedes Häppchen des Innenministeriums schlucken. Er könnte aber kooperativ und fordernd seine Interessen vertreten. Schließlich ist auch das Ziel dieser Konferenz, den Islam aus dem Dunkel der Hinterhöfe zu befreien und im offenen Dialog über das zu streiten, was beide Seiten bewegt, die Muslime und den Staat.
Der Vorsitzende des Zentralrates, Ayyub Axel Köhler, behauptet, die Islamkonferenz sei lediglich eine von der Regierung verordnete Konferenz, die die Probleme im Verhältnis von Muslimen, Politik und Bevölkerung nicht lösen könne. Lösungsvorschläge macht er aber keine. Köhler moniert darüber hinaus, dass jetzt die Hälfte der deutschen Moscheegemeinden bei der Islamkonferenz fehlen würden. Wenn es ihm tatsächlich so wichtig ist, dass möglichst viele Moschee-Vereine in der Islamkonferenz vertreten sind, dann hätte er doch eigentlich bleiben müssen.
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