Kommentar Irans Attentatspläne: Eskalationsgefahr am Golf
Die Berichte über den vereitelten Anschlag klingen bizarr, es gibt aber keinen Grund an ihnen zu zweifeln. Die Nachricht verschärft die iranisch-saudischen Spannungen.
D er Plot klingt bizarr: Ein windiger US-iranischer Autohändler, ein iranischer Spezialagent und ein mexikanischer Drogendealer wollten den saudischen Botschafter in Washington umbringen. Da verwundert nicht, wenn die Verschwörungstheorien ins Kraut schießen. Für Friedenstauben ist das Ganze eine Verschwörung der bösen Buben in Washington - und für Kriegsfalken der Beweis, dass es Zeit ist, den Mullahs in Teheran mit Cruise-Missiles ein Ende zu bereiten. Beide liegen falsch.
Es gibt keinen Grund, an den US-Angaben zu zweifeln. Die als Drahtzieher verdächtigten Quds-Brigaden, der Auslandsarm der iranischen Revolutionswächter, haben schon andere perfide Pläne in die Tat umgesetzt.
Wichtiger ist, dass die Nachricht aus Washington die iranisch-saudischen Spannungen verschärft. Die Saudis machen Iran für alles verantwortlich, was den Nahen Osten destabilisiert. Seit mehr als 30 Jahren befinden das sunnitische Königreich und die schiitischen Mullahs im kalten Krieg um die Vorherrschaft in der Region. Die arabischen Aufstände haben diese Spannungen noch verschärft.
INGA ROGG ist Korrespondentin der taz im Irak.
Dabei nehmen sich beide Regime nichts: Brutal gehen sie gegen jegliche Opposition vor. Die Saudis schickten Panzer, um den schiitischen Aufstand in Bahrain zu ersticken, die Iraner leisten dem Assad-Regime in Syrien Schützenhilfe. Beide versuchen, aus zynischem Machtkalkül die Rebellionen für sich zu instrumentalisieren.
Die Gefahr, dass aus dem kalten iranisch-saudischen Konflikt ein heißer Krieg wird, schwebt wie ein Damoklesschwert über der ganzen Golfregion. Für die aufbegehrenden Bürgerinnen und Bürger dort wäre das fatal: Es würde ihre Anliegen um Jahre zurückwerfen. Genau deshalb gibt heute es keinen Grund für Kriegsgeheul.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Vorschläge für bessere Schulen
Mehr Führerschein wagen