Kommentar Irans Atomprogramm: Mullahs erhöhen Kriegsgefahr
Die iranische Führung spielt den Befürwortern eines Präventivschlages in die Hände. Der Westen muss jetzt konstruktiv reagieren, um einen Krieg zu verhindern.
H at Iran in der Militäranlage Parchin tatsächlich Sprengtests zur verbotenen Entwicklung von Atomwaffen betrieben, wofür der letzte IAEO-Bericht vom November 2011 einige handfeste Indizien auflistete? Gehen diese Tests sogar weiter? Oder versagte Teheran der IAEO-Mission den Zutritt zu einer eigentlich harmlosen Anlage nur aus falsch verstandenem nationalen Stolz und hebt sich die Zustimmung zu einer Inspektion für spätere Verhandlungen auf?
Die Antwort kennt nur die Führung in Teheran. Was auch immer die Beweggründe für ihre obstruktive Haltung gegenüber der IAEO-Mission waren: sie hat allen, die - ob in Israel, in der republikanischen Opposition gegen US-Präsident Obama oder anderswo - nach Luftschlägen gegen iranische Nuklearanlagen rufen, in die Hände gespielt. Die Gefahr eines Krieges ist damit größer geworden.
Die skeptischen Einschätzungen US-amerikanischer Militär-und Geheimdienstexperten über die angeblich unzureichenden Fähigkeiten der israelischen Luftwaffe sind leider keine Beruhigung. Denn auch diese Experten wissen eingestandenermaßen nicht alles. Sie nehmen lediglich an, ohne sicher zu sein, dass Israel nur Bomben mit konventionellen, nicht aber mit atomaren Sprengköpfen gegen unterirdische Bunkeranlagen Irans einsetzen würde. Und sie lassen die israelischen Seestreitkräfte bei ihren Einschätzungen außer Acht.
ist Korrespondent der taz bei der Uno.
Es bleibt immer noch der Verhandlungsweg. Irans Führung hat in ihrem jüngsten Brief an EU-Außenministerin Ashton die bisherige Vorbedingung einer Aufhebung der UNO-Sanktionen fallen lassen. Darauf sollte der Westen jetzt konstruktiv reagieren und endlich seine ultimative Forderung nach Einstellung der iranischen Urananreicherung aufheben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten