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Kommentar Iran und Regisseur Jafar PanahiKreativität als Verbrechen

Ines Kappert
Kommentar von Ines Kappert

20 Jahre Berufsverbot, 6 Jahre Haft: Der iranische Regisseur Jafar Panahi muss ins Gefängnis, trotz internationalen Protests. Jetzt muss sein Schicksal sorgsam verfolgt werden.

A ls Jafar Panahi im Sommer nicht zum Filmfestival nach Cannes reisen durfte, meldete er sich aus seinem Hausarrest - mit einer, nennen wirs ,Filmsache' - zu Wort: "This is not a film". So lautete der beredt surrealistische Titel. In diesem Nicht-Film dokumentiert Panahi ein Telefonat mit seiner Anwältin.

Die ging damals davon aus, dass das 20-jährige Berufsverbot gegen ihren Mandanten aufgehoben und die sechsjährige Haftstrafe zumindest reduziert würde. "Also kann ich schon mal meine Koffer packen und an die Tür stellen?" Panahi hat sich im Griff, der Schock zeichnet sich trotzdem auf seinem Gesicht ab. Ja, erläutert die Frauenstimme kühl, es gäbe in der letzten Zeit keine Fälle, bei denen das Urteil komplett revidiert worden wäre. Panahi schluckt trocken.

Die Familie meldet nun, dass Panahi unmittelbar vor der Inhaftierung stehe; das Berufsverbot wurde nicht nach unten korrigiert. Alles kommt also noch schlimmer als erwartet. Der Arabische Frühling hat die Machthaber im Iran weiter brutalisiert. Unerbittlich führt das Regime seinen Kampf gegen alle, deren Interessen es nicht bedienen mag oder kann und die noch nicht hirntot sind.

Bild: Wolfgang Borrs
INES KAPPERT

leitet das Meinungsressort der taz.

Panahi hatte ja nur vor, einen Film zur grünen Bewegung zu drehen. Man kann es sich gar nicht oft genug klarmachen: Bereits die Möglichkeit, dass er schmerzhafte Fragen aufwerfen könnte, reichte aus, um ihn in seiner beruflichen Existenz zu vernichten.

International gab es einige Bemühungen, das skandalöse Urteil breitenwirksam zu verurteilen. Umsonst. Umso wichtiger ist es jetzt, sich dem Willen des Regimes nicht zu beugen und das Schicksal dieses Künstlers weiter sorgsam zu verfolgen. Auch wenn das jetzt richtig schwierig wird. Doch das letzte Wort über die Zukunft eines Regimes, das so brutal gegen jedwede kreative Regung vorgehen muss, ist noch nicht gesprochen.

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Ines Kappert
Gunda-Werner-Institut
leitet seit August 2015 das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung.   Mich interessiert, wer in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und wer privilegiert wird - und mit welcher kollektiven Begründung.   Themenschwerpunkte: Feminismus, Männlichkeitsentwürfe, Syrien, Geflüchtete ,TV-Serien.   Promotion in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft zu: "Der Mann in der Krise - oder: Konservative Kapitalismuskritik im kulturellen Mainstream" (transcript 2008).   Seit 2010 Lehrauftrag an der Universität St. Gallen.
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