Kommentar Investmentbanking: Nationalisierte Finanzmärkte
Nun bricht auch noch das Investmentbanking ein. Der Grund sind nicht die Herabstufungen der Rating-Agenturen. Kein Geldinstitut traut dem anderen.
E s ist nur ein Symbol, aber auch Symbole können interessant sein: Die US-Ratingagentur Fitch hat mehrere Investmentbanken heruntergestuft - darunter auch die Deutsche Bank.
Folgen hatte diese Aktion keine, denn die Anleger können auch lesen und waren also nicht überrascht. Schließlich ist spätestens seit den letzten Quartalsberichten klar, dass die Aussichten für das Investmentbanking nicht erfreulich sind.
Das Investmentbanking lebt von großen Hoffnungen, großen Umsätzen und großen Margen. Doch davon ist momentan nichts zu sehen. Die meisten Industriestaaten steuern auf eine Rezession zu, so dass ein wichtiges Geschäftsfeld der Investmentbanken wegbricht: Kaum ein Unternehmen traut sich, neue Aktien herauszugeben - oder aber mit anderen Firmen teuer zu fusionieren.
ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.
Zudem ist die Zeit der enthemmten internationalen Finanzmärkte vorerst vorbei - sie renationalisieren sich wieder. In alle Richtungen wird das Geld "nach Hause" geholt: US-Amerikaner ziehen ihr Kapital aus europäischen Banken ab, während europäische Banken das Geschäft mit US-Kunden beenden.
Die westeuropäischen Banken investieren nicht mehr in Osteuropa - und alle versuchen, die Staatsanleihen der südeuropäischen Peripherie loszuwerden. "Zu Hause" können aber auch ganz normale Sparkassen investieren. Das Geschäftsmodell der Investmentbanken war schon immer ziemlich sinnlos, aber nun wird es offenbar.
Niemand weiß besser als die Investmentbanken, wie trostlos es auf dem globalen Finanzmarkt aussieht. Genau deswegen ist ja der Interbankenmarkt weitgehend zusammengebrochen - weil kein Institut dem anderen traut. Die Ratingagenturen sind also mal wieder spät dran, wenn sie die Banken jetzt herabstufen. Aber ein Symbol ist es.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht