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Kommentar InvestmentbankingNationalisierte Finanzmärkte

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Nun bricht auch noch das Investmentbanking ein. Der Grund sind nicht die Herabstufungen der Rating-Agenturen. Kein Geldinstitut traut dem anderen.

E s ist nur ein Symbol, aber auch Symbole können interessant sein: Die US-Ratingagentur Fitch hat mehrere Investmentbanken heruntergestuft - darunter auch die Deutsche Bank.

Folgen hatte diese Aktion keine, denn die Anleger können auch lesen und waren also nicht überrascht. Schließlich ist spätestens seit den letzten Quartalsberichten klar, dass die Aussichten für das Investmentbanking nicht erfreulich sind.

Das Investmentbanking lebt von großen Hoffnungen, großen Umsätzen und großen Margen. Doch davon ist momentan nichts zu sehen. Die meisten Industriestaaten steuern auf eine Rezession zu, so dass ein wichtiges Geschäftsfeld der Investmentbanken wegbricht: Kaum ein Unternehmen traut sich, neue Aktien herauszugeben - oder aber mit anderen Firmen teuer zu fusionieren.

Bild: taz
Ulrike Herrmann

ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.

Zudem ist die Zeit der enthemmten internationalen Finanzmärkte vorerst vorbei - sie renationalisieren sich wieder. In alle Richtungen wird das Geld "nach Hause" geholt: US-Amerikaner ziehen ihr Kapital aus europäischen Banken ab, während europäische Banken das Geschäft mit US-Kunden beenden.

Die westeuropäischen Banken investieren nicht mehr in Osteuropa - und alle versuchen, die Staatsanleihen der südeuropäischen Peripherie loszuwerden. "Zu Hause" können aber auch ganz normale Sparkassen investieren. Das Geschäftsmodell der Investmentbanken war schon immer ziemlich sinnlos, aber nun wird es offenbar.

Niemand weiß besser als die Investmentbanken, wie trostlos es auf dem globalen Finanzmarkt aussieht. Genau deswegen ist ja der Interbankenmarkt weitgehend zusammengebrochen - weil kein Institut dem anderen traut. Die Ratingagenturen sind also mal wieder spät dran, wenn sie die Banken jetzt herabstufen. Aber ein Symbol ist es.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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2 Kommentare

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  • H
    Hans

    Im amerikanischen Bankensystem sind Investmentbanken für einen bestimmten Bereich zuständig, sie können Unternehmensanleihen plazieren oder andere Geschäfte organisieren, die darauf abzielen Gelder für Unternehmen, Staaten und Organisationen aufzubringen. Durch große Umstrukturierungen in den USA haben aber diese Banken vor allem Fusionen und Verkäufe von Unternehmen organisiert und dabei große Gebühren und Gewinne erzielt. Und dieses Feld hat einen Eigendynamik angenommen. Auch die Gehalts- und Gewinerwartungen in diesem Bereich haben die ursprüngliche, durchaus sinnvolle Aufteilung der Bankengeschäfte untergraben.

    Letztlich läuft alles auf ein Wort hinaus: GIER.

     

    Die Banken wollen die großen Gewinne, ohne zu verstehen, dass sie nur in großen Umbruchsphasen möglich sind, keineswegs immer mit Transaktionen daher kommen. Ihnen im Nacken sitzen Angestellte, die einfach vollkommen überbezahlt sind. Der Staat bzw. die Staaten hätten die Auswüchse der Gier längst regulieren können, denn die INvestmentbank-Geschäfte erzeugen schon längst mehr Schaden als Nutzen.

     

    Aber das passiert nicht, stattdessen sollte man sich an Peer Steinbrück und seine Hilfspaket für die deutschen Banken erinnern. Der lange, mächtige Arm dieser Institute reicht bis zu SPD und Grünen - das ist die bittere Wahrheit.

  • IM
    invest ment banking

    Investmentbanking ist für Banken als wenn Pizzataxis und Schulbusse illegale Straßenrennen fahren oder (Sondermüll)Müllbeutel auf den leeren Sitzen mitnehmen würden, "weil sich das Geschäft sonst nicht rentiert".

    Trittin und Nahles hätten während ihrer 7jährigen rot-grünen Regierungszeit also Investmentbanking verbieten müssen. Dasselbe Geschäft macht (erfolgreicher und anständiger) z.b. Warren Buffet und andere Investment-Firmen. Oder die Familien (Döpfner, Murdoch, Quandt, ...) selber.

     

    Investmentbanking ist Großmannssucht nur weil man Geld hat. Landesbanken hätten sowas niemals tun dürfen. Aber solche Fragen stellt von der Presse niemals jemand. Die Kleinaktionäre wollen das auch nicht.

    - Kein Eigenhandel

    - Kein Investmentbanking

    - Keine Wetten(zertifikate) die nicht mindestens so abgesichert sind wie beim Pferde- und Hunde-Rennen: Wenn 200 Euro dagegen sind, das Siemens 1 Euro hoch geht, müssen 200 Euro dafür sein, das Siemens 1 Euro hoch geht. Oder 100 Euro dafür sein, das Siemens 2 Euro hoch geht, wenn das dieselbe "Absicherung" liefert. Wie bei einer Wippe wo man ausgleicht. Jedes Wettbüro macht das glaube ich. Aber auch sowas interessiert niemanden und als Privatperson verliert man für solche Fragen alle Konten. Genau deshalb gäbe es eine anständige Presse die sowas fragt und die Kleinaktionärsvereine mit WAHREN Horrorstories über Milliardenverluste dazu bringt, Luschengeschäfte abzuwickeln.

     

    neu ist das aber nicht. Es hiess schon vor 3 Monaten, die Banker würden zu tausenden an der Wallstreet auf die Straße gesetzt, weil die Banken sehen, das sie mit diesem überhöhten Personalbestand nicht bald genug wieder ausgelastet bekommen und das Fett absaugen (entlassen) müssen.

    Wie viele tausende Banker wurden Ende des Jahres entlassen ?