Kommentar Internetzensur: Chinas verletzliche Partei
China hat sich dem Protest gegen die Internetzensur während der Olympischen Spiele zumindest teilweise gebeugt. Die Blockierer in der Staatspartei darf man trotzdem nicht aus den Augen verlieren.
Die Website von amnesty international ließ sich gestern in Peking erstmals problemlos aufrufen. Das ist ein Sieg für die Pressefreiheit. Denkbar war dieser Erfolg nur, weil in dieser Woche ein Aufschrei durch die Welt ging: gegen die Internetzensur in China während der Olympischen Spiele - und für den freien Informationszugang für alle Reporter, die von den Spielen berichten.
Der Sicherheitsapparat der Pekinger Kommunisten hat sich diesem Aufschrei gebeugt. Aber nur teilweise: So blieb die Website der britischen BBC, wie andere auch, weiter blockiert. Doch jetzt herrscht in China ein offener Kampf um die Freiheit im Internet, wie es ihn so noch nie gegeben hat.
Die KP zeigt sich dabei verletzlich. Es ist jetzt müßig, zu spekulieren, wer im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) der chinesischen Regierung wohl die Zusage gegeben haben mag, dass eine Zensur des Internets in einem gewissen Rahmen akzeptabel sei. Sie ist es nicht - jedenfalls nicht für die Weltpresse, die jetzt mit 25.000 Vertretern in Peking zu Gast ist. Und die peinlichen entschuldigenden Töne, die jetzt aus IOC-Kreisen zu hören sind, sollten nicht davon ablenken, dass sich der Kampf der Presse nicht gegen die olympische Bewegung richtet. Sondern gegen den Sicherheitsapparat der KP.
Es gibt sie natürlich noch, jene Kräfte in der KP, die gegen Reformen sind. Man darf sie im Olympia-Hype nicht aus den Augen verlieren. Nachdem in Tibet die Reformer mit ihrer Marktpolitik vorerst am Aufstand der Mönche gescheitert sind, haben sie mit ihrer Militärpolizei dort erneut das Sagen. In allen Orten Chinas haben sie im Vorfeld der Spiele Dissidenten unter Hausarrest gestellt. Die rechtsstaatlichen Regeln, die sich das Land inzwischen gegeben hat, ignorieren sie.
Doch ihre Macht im KP-Staat ist nicht unbeschränkt. Schon hat sich parteiintern herumgesprochen, dass ihr hartes Vorgehen und ihre Methoden in Tibet dem Land schaden. Die Parteiführung in Tibet wird deshalb wohl bald ausgewechselt werden. Auch die Internetpolizei in China bewegt sich auf einem wackligen Boden. Sie hat dem Land in dieser Woche einen herben Gesichtsverlust eingehandelt. Die Blockierer sind angezählt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!