piwik no script img

Kommentar Inojatow-BesuchAnnäherung durch Folter

Marcus Bensmann
Kommentar von Marcus Bensmann

Ein schlimmerer Verächter der Menschenrechte als der usbekische Stasichef Inojatow ist kaum vorstellbar. Mit dessen Deutschlandreise sind die deutsch-usbekischen Beziehungen endgültig desavouiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Marcus Bensmann
Auslandskorrespondent Zentralasien
„Das liegt doch irgendwo in Russland“ oder „Samarkand?  Seidenstrasse?“ sind zwei häufige Antworten, wenn ich in Deutschland von meiner Arbeit in Zentralasien erzähle. Die Region zwischen dem Kaspischen Meer und chinesischer Grenze tut sich auch 20 Jahre nach der Unabhängigkeit schwer, einen Platz in der Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit zu erobern.Mich aber faszinieren Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan seit vielen Jahren, obwohl in den Redaktionen das ungeschriebene Gesetz gilt,dass Veröffentlichungschancen sinken, je mehr Stans in einem Satz vorkommen. Ich berichte aus dem Hinterland des Natokrieges in Afghanistan über Aufstände, Revolutionen,Wasserkriege und wie deutsche Politiker mit dem usbekischen DespotenIslam Karimow kungeln, um sich die Bundeswehrbasis in dessen düsteren Reich an der afghanischen Grenze zu sichern.Ich nehme die Ereignisse selbst in Augenschein und berichte in Zentralasien oft als einer der ersten, manchmal sogar als einziger, vom Ort des Geschehens. Sei es bei den zwei Machtumstürzen (2005 und 2010), und dem ethnischen Konflikt in Kirgistan (2010), dem Massaker in der usbekischen Provinzstadt Andischan (2005), den Ölarbeiterstreiks in der westkasachischen Steppenstadt Schanaozen und dessen blutigem Ende (2011), und den Gefechten in der tadschikischen Pamirprovinz Badachschan (2012). Ich, Jahrgang 1969, arbeite seit 1994 aus Zentralasien für Schweizer und deutsche Medien. Seit 2006 bin ich zudem dort als taz-Korrespondent tätig. Ich halte Vorträge zu Zentralasien und beteilige mich an Podiumsdiskussionen. Deutschland:+491795057442 Kirgistan:+996777565575
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • S
    straight

    Dr. K. Meine volle Zustimmung. Die Politik derjenigen, die im Besitze der Wahrheit sind, war ja seit Herbst 2005 "Druck ausüben". Durch Sanktionen und Pressekampagnen. Ergebnis: Nicht ein Menschenrechtler wurde aus dem Gefängnis entlassen. Verschärfungen des NGO-Rechts usw. Erst als die

    "Zombies der Ostpolitik" den Dialog angefangen habe, kamen Menschenrechtler frei und wurden ersten (kleine) Veränderungen im Rechtssystem sichtbar.

    Welche Strategie ist denn da zielführender?

  • DK
    Dr K

    Wird man die Zustände in Usbekistan eher ändern, wenn niemand überhaupt mehr mit dessen Regierung verkehrt?

     

    (Isoliert wäre Usbekistan sowieso nicht, Staaten wie China unterhalten mit ihm ja wohl beste Beziehungen.)

     

    Dieses Gutmenschengehabe wirkt etwas pathetisch, betrachtet man Deutschlands gute Beziehungen zu anderen Staaten mit nicht einwandfreier Menschenrechtslage (USA, China, Russland, Italien...).

     

    Und in Heiligendamm (bzw. Genua uvm.) hört auch die deutsche Menschenrechtslage auf, einwandfrei zu sein. Und was ist mit dem deutschen Waffenhandel?

    Ist es unter diesem Gesichtspunkt nicht grundsätzlich absurd, wenn sich die Kanzlerin vom Dalai Lama segnen lässt?

     

    Warum schreien die Gutmenschen erst, wenn der usbekische Stasi-Minister nach Deutschland kommt?

     

    Der Verdacht der Bigotterie ist hier verständlich.