Kommentar Initiative 8. Mai im Emsland: Kein Respekt vor den Opfern

Die Initiative 8. Mai gedenkt auch dieses Jahr im Emsland den "Moorsoldaten". Es ist es ein Zeichen von Respektlosigkeit, dass der Landrat wieder fernbleibt.

Die drei ältesten Emslandlager Neusustrum, Börgermoor und Esterwegen wurden bereits 1933 speziell für politische „Schutzhäftlinge“ errichtet. Und auch in den restlichen zwölf Lagern saßen politische Gefangene sowie Deserteure und Widerstandskämpfer aus Belgien, den Niederlanden und Frankreich.

Sie mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen im Moor arbeiten, viele von ihnen wurden umgebracht oder starben an den Folgen der Zwangsarbeit. Der prominenteste „Moorsoldat“ war Carl von Ossietzky, der sich von seiner Internierung in Esterwegen nicht mehr erholte und 1938 starb.

All diese Menschen hatten eine politische Haltung, die dem Emsland noch nie gefallen hat. Da ist es nur folgerichtig, dass die aus der linken Friedensbewegung stammende Initiative 8. Mai ebenfalls wie ein Fremdkörper im Emsland wahrgenommen wird.

Dennoch ist es ein Zeichen großer Respektlosigkeit, dass der Landrat alljährlich der Gedenkveranstaltung fernbleibt mit dem Argument, dies sei doch eine „eindeutig linksgerichtete Veranstaltung“. Er scheint vergessen zu haben, dass auch die Moorsoldaten „eindeutig linksgerichtet“ waren und dafür mit ihrem Leben bezahlt haben.

Kein Wunder, dass die Initiative 8. Mai zur neuen, vom Landkreis gebauten Gedenkstätte keinen Bezug hat. Die nützt nämlich ohne eine angemessene Würdigung der Opfer wenig.

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Jahrgang 1971, war von 2012 bis 2021 Redakteurin und CvD für taz bremen und taz nord. Hat davor erst in Osnabrück und dann im Emsland fürs Radio gesprochen und gebloggt sowie für die Magazine „Stadtblatt“ und „Emskopp“ geschrieben. Erhielt 2012 den zweiten Alternativen Medienpreis für den Emskopp-Beitrag „Die Emslandlager und ihre Folgen – eine Geschichte von 1933 bis in die Gegenwart“

Jahrgang 1971, war von 2012 bis 2021 Redakteurin und CvD für taz bremen und taz nord. Hat davor erst in Osnabrück und dann im Emsland fürs Radio gesprochen und gebloggt sowie für die Magazine „Stadtblatt“ und „Emskopp“ geschrieben. Erhielt 2012 den zweiten Alternativen Medienpreis für den Emskopp-Beitrag „Die Emslandlager und ihre Folgen – eine Geschichte von 1933 bis in die Gegenwart“

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