Kommentar Indoktrination von Azubis: Verband der Ahnungslosen

Der AGA muss Heinsohn ausladen, denn Azubis als Söldner im Klassenkampf von oben zu mobilisieren kann nicht der Sinn eines Ausbildungspreises sein

Was hat sich der AGA bloß dabei gedacht? In Bremen wird der wegen seiner Hetze gegen Hartz-IV-EmpfängerInnen gerügte Sozialpädagogik-Emeritus Gunnar Heinsohn den Festvortrag beim Ausbildungspreis 2010 halten. Man habe nichts von der Kontroverse mitbekommen, behauptet der Sprecher des Unternehmensverbandes, Holger Eisold. Und er sei darüber "völlig baff".

Das ist nur bedingt glaubwürdig. Auch in denselben Medien, in denen Heinsohn seine biopolitischen Forderungen lanciert hatte - und über die ist Eisold auf die Idee gekommen, ihn einzuladen - hat es teils umfangreiche Entgegnungen gegeben. Und: Auch ein Unternehmerverbands-Sprecher könnte von sich aus den menschenverachtenden Beiklang bemerken, wenn jemand schreibt, die "Frauen der Unterschicht" würden "ihre Schwangerschaften als Kapital ansehen". Weil sie der Staat mit Hartz IV ja so üppig alimentiert.

Aber nein, hat er nicht. Eisold beteuert ja, nichts geahnt zu haben. Folglich hat er sich auch nichts bei der Einladung gedacht - und umso eher wird der AGA dem Appell des Bremer Grünen Horst Frehe nachkommen und sich um einen anderen Festredner kümmern. Denn die Azubis am Ehrentag zu indoktrinieren und als Söldner im Klassenkampf von oben zu mobilisieren - das wird ja wohl nicht der Sinn eines Ausbildungspreises sein.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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