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Kommentar Ikea in AltonaGrauer Klotz wird blau

Kommentar von Ole Masch

Sicher: Ästhetisch betrachtet wäre es nicht schade um das Frappant-Gebäude. Aber um das, was seit einiger Zeit darin passiert. Und zur Möbelhaus-Ansiedlung gäbe es Alternativen.

I n Hamburg zeichnet sich die Gründung der dritten Ikea-Filiale ab. Dass sich bis auf die Linken alle Bezirksfraktionen für den Bau des Möbelhauses aussprechen, scheint zunächst plausibel. Seit Jahren wirkt das Gebäude von außen wie eine triste Kulisse aus vergangenen Tagen. Nicht sofort erkennbar ist, dass seit einiger Zeit im Inneren viel passiert.

Sicher ist das ehemalige Frappant-Gebäude in seinem momentanen Zustand kein schöner Anblick. Eine Veränderung der Fassade wurde den Mietern vom jetzigen Eigentümer jedoch mit Androhung einer Kündigung untersagt. Dass der Bezirk jetzt schnell nach dem Strohhalm Ikea greift, als seien keine Alternativen denkbar, ist gefährlich.

An Ideen für eine andere Nutzung mangelt es nicht. Der Raum für soziale Wohnprojekte und für Künstler hat in den vergangenen Jahren in Hamburg nicht zugenommen. Nach dem Abriss des alten grauen Klotzes entstünde ein blauer Klotz - keine Verschönerung des Stadtbildes.

Zudem scheint unklar wie das Verkehrsaufkommen bewältigt werden soll. Ikea-Filialen liegen in der Regel dicht an Autobahnen. Zwischen Bergstraße und Autobahn liegen aber mehrere Stadtteile. Der Möbelkonzern rechnet mit bis zu 8.000 Kunden pro Tag. Unwahrscheinlich, dass sich alle Besucher ihre Möbel nach Hause liefern lassen. Der Protest ist daher verständlich.

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2 Kommentare

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  • OA
    o aus h

    Ihre Möbel nach Hause liefern lassen, werden die sich die Kunden wohl müssen: Meines Wissens soll das Altonaer Haus, genauso wie das erste Ikea-Innenstadthaus in Großbritannien, kein SB-Warenlager vorhalten und keine Großmöbel verkaufen. Diese wären nur zu bestellen, d.h. sie müssten dann dem Kunden nach Hause geliefert werden. Oder hat sich dieser Plan in der Zwischenzeit geändert?

  • SS
    Susanne Schneider

    Es ist äußerst schade - wenn auch nicht überraschend - dass sich die GAL wieder einmal für die Gentrifizierung eines Stadtteils stark macht. Ohne die sozialen Folgen dieser Aufwertungen ausreichend zu bedenken oder gar (aber das ist wohl bei Hamburger Grünen schon an der Grenze zu Kommunismus) die fehlerbehaftete Logik von "Aufwertung" selbst zu hinterfragen. Das "schlüssige" Verkehrskonzept erschöpft sich voraussichtlich im Bau von Parkmöglickeiten. Das Auto als "unverzichtbares" Fortbewungsmittel in verkehrsbelasteten innerstädtischen Räumen

    scheint von der GAL ebenfalls widerspruchslose Akzeptanz erfahren zu haben. Für eine Partei, die sich früher einmal intensiv mit dem Abkehr vom automoblilen Individualverkehr befasst hat, ist eine derartige Rückentwicklung bitter. Auch offenbart Frau Botzenhart mit ihrer Formulierung "Ich hoffe, dass jetzt jedem einleuchtet,..." die tiefe Diskussionsbereitschaft einer Partei, die bereits alles weiß. Und zwar besser. Während Alternativkonzepte gerne als Partikularinteressen einer kleinen Minderheit dargestellt werden. das sind dann aber dienjenigen, die in ihrem eigenen Lebensumfeld die Folgen dieser Politik ausbaden dürfen.