Kommentar Honorardumping: Beleidigte Zeitungsverleger
Bei den Löhnen tun sich Zeitungsverlage und Agenturinhaber schwer. Einige wollen jetzt endgültig den Journalismus zweiter Klasse zementieren.
W enn es um seriösen Journalismus geht, spielt Geld vermeintlich keine Rolle. Ginge es nach Verlegern wie Agenturinhabern, das professionelle Geschäft mit der Nachricht und ihrem Hintergrund wäre ganz umsonst zu haben.
Die Zeitungsverleger treten - kleinlich beleidigt wegen ein paar Gewerkschaftsprotesten - bei den Tarifverhandlungen erst gar nicht an. Sie wollen hier endgültig den Journalismus zweiter Klasse zementieren, den viele von ihnen mit schlechter bezahlten Leiharbeitern und outgesourcten Redakteuren de facto längst eingeführt habe.
Nun sollen auch Volontäre und Berufseinsteiger künftig weniger bekommen - und dafür zum gedruckten Text auch gleich noch die Onlineversion und das Foto liefern.
Derweil zählen ihre Arbeitgeber die rückläufigen Renditen, statt sich um funktionierende neue Geschäftsmodelle zu kümmern. Auf ihren Kongressen singen sie dann wie zum Hohn das Hohelied vom "Qualitätsjournalismus".
STEFFEN GRIMBERG ist Medienredakteur bei der taz.
Die neue Lohn- und Honorarstruktur der Nachrichtenagentur dapd setzt noch einen drauf: Schon ab 1. März soll es pro Standardmeldung maximal 18 Euro brutto geben - oder 77 Euro pro 8-Stunden-Tag. Damit liegt die Agentur, die den Mitbewerbern im Markt so gern Schneid und Anteile abkaufen will, unter taz-Niveau. Leider ist zu befürchten, dass das viele Kunden nicht weiter kümmert.
Unabhängige journalistische Berichterstattung und engagierte Recherche sind Grundpfeiler der Demokratie, heißt es in den Verlegersonntagsreden munter weiter. Wie recht sie haben, sieht man derzeit in Nordafrika: Überall wo die Diktatoren wanken oder schon in die Flucht geschlagen sind, entstehen sofort - neue, unabhängige Medien. Umsonst oder zu Dumpinglöhnen werden auch diese langfristig nicht zu haben sein.
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