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Wie kann es denn "betriebswirtschaftlich richtig gedacht" sein, den Betrieb eines Zentrums für Suizidgefährdete aus wirtschaftlichen Gründen einzustellen? Ist denn Geld inzwischen wirklich überall nur noch um des Geldes willen da?
Es ist (insbesondere aus Sicht derjenigen, die live dabei waren) noch gar nicht lange her, da wurden Patienten in psychiatrischen Einrichtungen nicht wie Menschen behandelt sondern wie gefährliche Tiere oder wie kaputte Gegenstände. Es heißt immer, das sei deswegen so gewesen, weil man "es nicht besser gewusst" habe und weil "das immer schon so gehandhabt" worden sei. Heute erheben die Betreiber psychiatrischer Einrichtungen den Anspruch, klüger und sensibler zu sein als ihre Vorgänger. Glauben kann ich das nicht. Wer psychisch Kranke unter reinen Kostengesichtspunkten betrachtet, der wird nämlich bald wieder da landen, wo man vor rund 100 Jahren schon mal war: bei medikamentös, per OP oder per Fessel ruhig gestellten Insassen nämlich, die nicht mehr leben sondern nur noch vegetieren und die die sogenannte Gesellschaft um so billiger kommen, je eher sie verrecken oder sich umbringen.
Die Taliban kodifizieren ihre Gesellschaftspolitik in einem Gesetz. Es betrifft vor allem Frauen: So sollen sie selbst zu Hause nicht laut sprechen.
Kommentar Hilfe für Suizidgefährdete: Der falsche Posten fürs Sparen
Das Hamburger Universitätsklinikum will sein Zentrum für Suizidgefährdete in die allgemeine psychiatrische Abteilung eingliedern. Das ist allenfalls betriebswirtschaftlich richtig gedacht - nicht aber nicht von den PatientInnen her.
Das Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) will sein Zentrum für Suizidgefährdete in die allgemeine psychiatrische Abteilung eingliedern. Das mag betriebswirtschaftlich richtig gedacht sein - aber nicht von der Zielgruppe her: den PatientInnen.
Jeder kennt den unheilvollen Klang der psychiatrischen Einrichtungen aus seiner Kindheit: "Dann kommste nach Ochsenzoll"; "den hamse nach Schleswig gebracht" - das sind Chiffren für Orte, an die keiner will. Dazu kommt die Vorstellung von Zwangsjacken, von Patienten, die ruhig gestellt statt therapiert werden und die Angst, dass man aus der Psychiatrie so leicht nicht wieder rauskommt.
Zugegeben, das sind die Vorurteile einer Generation, die den psychiatriekritischen Film "Einer flog übers Kuckucksnest" gesehen hat. Doch mit solchen Vorstellungen ist zu rechnen, wenn es darum geht, Menschen in Beratungsgespräche zu lotsen, die sich mit dem Gedanken des Suizids tragen. Dazu kommt, dass das Zentrum für Suizidgefährdete mit anderen Methoden arbeitet als viele Psychiater. Methoden, die von reinen Schulmedizinern oft belächelt werden, die aber schon vielen Menschen geholfen haben.
Das Zentrum zu schließen, würde daher bedeuten, an der falschen Stelle zu sparen. Das gilt zumindest solange, bis die Psychiatrie ihren schlechten Ruf losgeworden ist.
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Kommentar von
Gernot Knödler
Hamburg-Redakteur
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