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Kommentar Hells AngelsZivilcourage ist gefragt

Jan Kahlcke
Kommentar von Jan Kahlcke

Wenn die Behörden den Hells Angels nicht das Handwerk legen, muss Druck aus der Zivilgesellschaft kommen.

M an weiß gar nicht, worüber man mehr staunen soll: Darüber, dass eine kleine Kommune wie Walsrode sich - wenn auch zaghaft - mit den Hells Angels anlegt, oder darüber, dass die Rocker auf dem platten Land überhaupt eine solche Machtposition erreicht haben.

Die Hells Angels sind heutzutage eine Art Firmen-Konsortium. Sie engagieren sich in Branchen, von denen seriöse Unternehmer lieber die Finger lassen: Menschenhandel, Prostitution, Schutzgeld, "Sicherheit". Aus den testosteronstrotzenden Outlaws von einst sind wohlsituierte Geschäftsmänner geworden, die wie Mafia-Paten mit Wohltaten um sich schmeißen. Ihren Furcht einflößenden Rocker-Habitus pflegen sie als eine Art Selbstzitat, mit dem sich immer noch mehr oder weniger subtil signalisieren lässt: Leg dich nicht mit uns an.

In Niedersachsen haben die Behörden sich daran viel zu lange gehalten. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Männer von Frank Hanebuth ganze Stadtviertel von Hannover kontrollieren - und der "President" selbst verkehrt in den höchsten Kreisen.

Deshalb ist es dringend nötig, dass sich die Zivilgesellschaft gegen die bislang sakrosankten Engel wehrt, wie es die Grünen in Walsrode mutig tun. Erst wenn niemand mehr die Almosen aus den schmutzigen Geschäften nimmt, geraten die Behörden unter Druck, den Geschäftemachern das Handwerk zu legen.

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Jan Kahlcke
Redaktionsleiter
Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück
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11 Kommentare

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  • Z
    zombie1969

    Man stelle sich die Empörung und die Strafklagen vor man würde im Text statt "Hells Angels" bei einem Straftätern mit Migrationshintergrund die Nationalitäten einsetzen. Nicht auszudenken die darauf folgenden Lichterketten und gewalttätigen Demonstrationen.

  • M
    Michi

    Nun haben wir es schon immer gehabt, das die "unseriösen" zu den "seriösen" gehören wollen. Die Grunde hierfür sind allerdings vielfältig.

    Was allerdings ein neuer Trend ist, ist die Strategie der Neonazis

    hier mit zu spielen. Mir Erfolg, wie wir hier sehen, ebenso in Tostedt und Stade.

    Wer benutzt benutzt hier wen?

    Die infiltrierung von Neonazis in den verschiedensten - sich nicht immer freundlich gesonnenen- motorradclubs beschäftigt vermutlich auch schon den Verfassungsschutz.

    Aber was haben wir zu erwarten in Zeiten wo, Jugendarbeit und Prävention kommunal nicht von Fachleuten sondern von unwissenden Politikern definiert wird.

    Diese statten sich lieber selber mit Privilegien aus, wie Dienstwagen mit Stern (samtgemeinde. 20.000 Einw.), als in die Jugend und somit die Zukunft zu investieren.

    Diese Kurzsichtigkeit oft mit eigenen Vorteil, hat nichts mehr mit Volksvertretung zu tun.

    (Henning Scherff fuhr ganz bewusst Fahrrad)

     

    Wir haben eben keine Solidaritätskultur sondern eine Leidenskultur. Ich hoffe nur auf die vielen ehrenamtlichen und professionellen Jugendarbeiten, das wir hier schaffen humanere Grundsätze anzulegen.

  • A
    Armin

    Ganz ehrlich,

     

    ihr habt meinen letzten Kommentar nicht freigegeben..Angst vor Kritik?Angst vor Christine Kröger? Ihr seid ein peinliches und lächerliches Blatt geworden!Wo sind eure Grundfesten hin??Ganz armseelig!!

  • L
    Laja

    Zur Vermeidung von Redundanz, sei nur so viel angemerkt. Ich finde die Überschrift doch etwas befremdlich. Zivilcourage? Irgendwie finde ich hat das was notwendig wäre, wenn überhaupt nur sehr peripher etwas mit Zivilcourage zu tun. Für mich geht es um das Durchsetzen von Regeln, Gesetzen und dem Entgegenwirken bei Korruption. Dass die Höllenengel Verbindungen in höchste Kreise haben, ist doch nicht wirklich etwas Neues oder? Wer kann es ihnen verdenken, warum sollten sie (aus ihrer Sicht) nicht alle Möglichkeiten nutzen, die sich ihnen bieten?

    Neu daran mag sein, dass sie es nicht mehr im Verborgenen tun. Ist es das was alle Aufschreien lässt? Oder dient dieses Thema einfach dem ein oder anderen Politiker dazu sich besonders zu profilieren? Ich frage mich wo diese Menschen bisher waren.

  • T
    Timo

    Ich will nur sagen das jeder Mensch mal gleich behandelt werden sollte!!! Und ganz besonders mal die Jungs von den Hells Angels!!! Wenn ihr Sünden Böcke braucht, dann schaut mal in unsere Politik!!! Da ist genug um jemanden hinter Gitter zu bringen! Hells Angels leben nur halt anders, verdienen aber genau so wie wir alle auf normalem weg ihr Geld! Und jetzt lasst mal die Jungs in Frieden.

  • A
    Andy

    Tja, warum wird ein MC kurz vor einer Wahl verboten, der Presi, der in seiner Eigenschaft als führendes Mitglied des Miri Clan's (nicht als Presi des Mc's), 147 Verurteilungen auf seinem Konto hat ist aber auf freien Fuß.

    Genauso wie der Kinderschänder der erst bei der 3. Verurteilung einfährt, und das nur, so die Begründung, weil diesmal das Opfer zu tode gekommen ist, die anderen beiden Male gabs nur Bewärung.

    Nun weil nach dem Willen von einigen Gutmenschen auch die resozialisiert werden sollen, die nicht resozialisierbar sind, wärnd MC z.Zt. pauschal hochgradig krimminel und nicht belerbar sind.

    Und wenn sich dann ein Opfer mal Rächt (ohne das jetzt bewerten zu wollen), hagelt es direckt harte Starfen, halt die einentliche Straftat in Tateinheit mit Selbstjustiz, wenn sich das Opfer nur wehrt fällt die Selbstjustiz weg, verunteil wird dieser Mensch trotzdem.

    Ich meine:

    Intensiv Straftäter ohne deutsche saatsbürgerschaft konsequent ausweisen und die, die nicht abschiebbar sind und die, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben Sicherheitverwarung, um die Umwelt und letzlich auch diese Leute vor sich selber zu schützen, und stattdessen sich lieber mal um die Opfer kümmern, aber zumindest lezteres das wäre wohl zu viel verlangt.

  • M
    Mario

    Ich weiß nicht wo hier das Problem liegt. Hanebuth mit Schröder in einer Anwaltskanzlei, Schröder hört beim Abtritt unter Tränen sein Wunschlied "My Way" von Mafia-Günstling Frank Sinatra. Nebenbei werden Geschäfte mit Ex-KGBler Putin und der Gasprom abgewickelt. Mit der Mafia wird in Russland auch nicht abgerechnet, aber wie siehts dort mit den Bürgerrechten aus? Vieles davon kommt aus dem linken Lager. Ach so, Hells Angels sind ja wohl auch nicht mehr rechts. Schließlich haben die ja knapp 80 Migranten aus dem Bandidoslager aufgenommen. Die sind ja auch bloß Rocker geworden weil Sie der Perspektivlosigkeit und Diskriminierung der Migranten in einer ehrlichen Randgruppe entkommen wollen. Warum wehren sich dann noch rote oder grüne Politiker dagegen. Es geht doch einzig und allein um Kohle und Macht.

  • T
    Toby

    Solange der Chef dieser kriminellen Vereinigung und unser ex-Bundeskanzler sich von der selben Anwaltskanzlei vertreten lassen, ohne daß das irgendjemand anrüchig findet, braucht der örtliche Tierschutzverein aber ziemlich viel Zivilcourage um den freundlichen Scheck der "wohlsituierten" Herren abzulehnen.

    Nebenbei. Haben Sie mal neben so einem wohlsituierten Herrn auf der Hantelbank gelegen? Was das Testosteron angeht, sind die noch mindestens genau so gruselig, wie einst im Mai.

    Wenn da die Zivilcourage der Anständigen nicht ganz, aber auch wirklich ganz ungeheuer viel Rückendeckung von der uniformierten Staatsmacht bekommt, ist da nicht viel zu wollen. Und da kann man sich natürlich fragen, wie man beispielsweise von einem Polizeihauptkommissar erwarten soll, daß er Chuzpe zeigt und von einem SEKler, daß er sich umnieten läßt, wenn der kuttentragende Obermafiosi, dessen truppe sie ausräuchern müßten, vom Bürgermeister vor den Pressekameras den Handschlag übt.

    Vielleicht sollte man mit Dienst- und strafrechtlichen Verfahren gegen Politiker und hohe Beamte beginnen. Oder findet sich kein Tatbestandsmerkmal, welches für diese die Geschäftemacherei mit kriminellen Vereinigungen verbieten sollte?

    Nein.

    Natürlich nicht.

    Blöde Frage.

  • R
    Rolf

    Hallo, wenn deratige Berichet geschrieben werden stellt sich die Frage wo wir leben.

    In einem Rechtsstaat wie Deutschland ist klar geregelt was eine Straftat ist und was nicht.Also wenn die Besagten Hells Angels, wie im Bericht so schön vorverurteilt beschrieben, Menschenhandel, Prostitution und sonstige Straftaten betreiben,

    werden Sie von der Justiz belangt und wenn Schuldig

    dann auch Verurteilt. Es ist doch ein schäbiges Verhalten wenn in Berichten wie diesem, der schönen Schlagzeile wegen, eine Berichterstattung stattfindet die einem Rechtsstaat nicht würdig ist. Es wird eine Meinungsbild geschaffen das freie Menschen als Kriminell darstellt.

    Um keinen falschen Eindruck zu erwecken ich bin weder für noch gegen die Personen die als Hells Angels leben, sondern nur für eine frei und selbstbestimmte Lebensweise, die leider in Deutschland immer mehr verloren geht.

    Rolf Mack

  • D
    Dirk

    Ich frage mich ob Ihr keine andren Probleme habt?

    Mal ehrlich, die Polizei hat vor den Bones MC es nicht fertig gebracht, das viertel zu beruhigen.

    Gut es mag ja sein, das es auch nicht seriöse Praktiken bei einigen Vereins Mitglieder gibt, aber ansonsten ist nicht jeder ein Ganove wie es anscheinend die linke darstellt. Und nein ich bin kein Rechter, ich wähle schon immer SPD. Der Verein macht nur was er am besten kann, sich auf Minderheiten einlassen und verstehen, hierdurch weniger Übergriffe zb. bei Diskotheken durch unsere Südländischen Gästen.

    Ich kann nur nicht Verstehen wie man über die legalen Geschäfte herziehen kann. Was wollt Ihr nun? Wenn ich so sehe wie sich unsere Politiker gegenüber der Wirtschaft verhalten, dann sehe ich da kein großen unterschied zum Klub.

  • H
    Hatem

    Warum liest man in der taz eigentlich so wenig über die Mongols/Miri-Connection in Bremen?

     

    Die Miris und ihr (momentan verbotener) Mongols-Club bilden in Bremen inzwischen so eine Art Prallelmacht. Drei Tage vor den Wahlen wurden die Mongols noch schnell verboten, nachdem insbesondere die Justiz dem Treiben jahrelang kein Ende gesetzt hat.

     

    Wie kommt es, dass z.B. ein Miri mit 147 (sic!) Strafverfahren auf freiem Fuß ist?

     

    Bitte taz, da gibt es viel Stoff zum Recherchieren!