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Kommentar Hartz-IVAuch Arbeitslose sind Konsumenten

Ulrike Winkelmann
Kommentar von Ulrike Winkelmann

Am Montag beschließt die große Koalition das zweite Konjunkturprogramm. Wichtig wäre eine Anhebung des Hartz-IV-Satzes für Kinder und Jugendliche.

E s wirkt immer ein wenig beliebig, wenn große politische Entscheidungen bevorstehen - und alle Interessengruppen erst einmal altbekannte Forderungen erheben. Doch ohne eine Anhebung des Hartz-IV-Satzes für Kinder und Jugendliche darf das zweite Konjunkturprogramm, über das die große Koalition am Montag verhandeln will, das Parlament nicht verlassen. Denn es ist ökonomisch weder logisch noch sinnvoll, die geplanten Geldgeschenke allein den Steuer- und Beitragszahlern zugute kommen zu lassen. Wenn die Binnennachfrage gestärkt werden soll, ist der Konsum von Arbeitslosen hierfür mindestens so geeignet wie der Konsum aller anderen Bevölkerungsgruppen.

taz

Ulrike Winkelmann ist Redakteurin im Parlamentsbüro der taz.

Dass Kinder und Jugendliche nur 60 beziehungsweise 80 Prozent dessen bekommen, was ihre Eltern an Unterstützung beziehen, war sowieso noch nie logisch oder gar moralisch begründbar. Wer sich das ausgedacht hat, musste offenbar selbst noch nie dafür sorgen, dass sein Nachwuchs regelmäßig passende Schuhe bekommt. Und jeder weiß, dass ein 15-jähriger Teenager am Tag ein Vielfaches von dem wegfuttert, was seine Mutter isst.

Nun haben Union wie SPD große Angst davor, dass wieder Berichte die Runde machen über Hartz-IV-Familien, die pro Monat 2.000 Euro beziehen und damit fürs Nichtarbeiten mehr bekommen, als der Mehrheit der Arbeitnehmer bleibt. Die meisten ihrer Wähler unterstützen das sogenannte Lohnabstandsgebot, wonach mehr haben soll, wer arbeitet. Doch um dieses Dilemma kommt eine Gesellschaft, die ihre Arbeitslosen nicht einfach fallen lassen will, nicht herum. Eine menschenwürdige staatliche Unterstützung lässt sich nicht mehr unter das Niveau der deutschen Niedrigstlöhne drücken. Umgekehrt gilt: Selbst ein ordentlicher Mindestlohn kann das Problem der Leistungsgerechtigkeit nicht ausräumen, denn mit 2.000 Euro netto ist ein arbeitender Haushaltsvorstand längst aus allen Mindestlohngefilden heraus.

Eine Chance aber gibt es für eine Erhöhung der Hartz-IV-Sätze: 2009 werden aller Voraussicht nach viele Menschen ihre Arbeit verlieren. Den einen oder anderen davon könnten Union und SPD als Wähler halten - oder sogar gewinnen wollen.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.

7 Kommentare

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  • AS
    Achim Stührmann

    infam ist das System, welches unser Gas IV-Gerd eingeführt hat.

    Leute die jahrzenhntelang gearbeitet haben, wegrationalisiert wurden oder die Firmen gingen pleite und sie waren im falschen Alter etc., werden in einen Topf mit den Dumpfbacken geworfen, die von Arbeit eh nichts halten.

    Dass das Kindergeld dann vom Satz abgezogen wird, schlägt dem Fass dem Boden aus, da unsere Regierung ja so "kinderfreundlich" ist und viel von Bildung faselt...die H4-Kinder aufgrund von immer wiederkehrenden Gebühren und Zuzahlungen in den Schulen selten geniesen können.

    So..das ist meine Meinung zu H4.

     

    Jetz guck ich mal in die USA. Da ist ein Schwarzer

    Präsident geworden.

    Warum? Natürlich, weil er fähig zu sein scheint.(..*schluchtz,warum haben wir nicht solche Politiker?)

    Zweitens,was mir viel wichtiger erscheint,diesmal sind mehr Leute wählen gegangen als sonst.

    (..*schluchtz,warum haben wir nicht solch ein Volk?)

     

    Jetzt können wir alle mal am eigenen Leibe erleben, was dabei rauskommt, in Foren rumzustöhnen und sich nebenbei mit stolzgeschwellter Brust als "politikmüde" zu bezeichnen.

    Das ist doch Asi hoch 4.

    Und das zieht sich bedauerlicherweise durch alle Bevölkerungsgruppen!

    Die Quittung haben wir doofen, faulen Deutschen schon lange verdient, jetzt haben wir sie.

    Vor 20 Jahren lagen meine Kaufkraft und meine Planbarkeit des Lebens jedenfalls noch um ein Vielfaches höher.

    Unsere Berufsschauspieler in Berlin und Brüssel lachen sich doch tot und machen weiter wie bisher.

     

    Die, an die dieser Beitrag gerichtet war, werdens schon verstehen...

  • RK
    Rudolf Kammler

    Es geht schon in die Richtung der Menschenverachtung

     

    100,- € für Kinder in H.4 Bezug, Milliarden für Unternehmen, 0,- € für Erwachsene Hartz 4 Bezüge.

    Das ist der blanke Hohn und eine Ohrfeige für all Diejenigen die aufgrund von Erwebsunfähigkeit auf Leistungen des Staates angewiesen sind.

     

    Nichts anderes als eine Schande ist das.

     

    Als Mensch fühlt man sich wie ein Stück Dreck.

  • V
    Veil_of_Ignorance

    So sehr ich das Anliegen der Autorin unterstütze, die Art und Weise, wie hier das Wort Logik missbraucht wird, spricht nicht für ihre Kompetenz als Journalistin (die Leben immerhin davon zu schreiben).

     

    Logik ist keine Gottheit der Gerechtigkeit oder sowas, die man anruft, wenn immer einem ein Anliegen vernünftig erscheint. Logik ist rein formal. Allein Logik sagt uns zunächst gar nichts darüber, wem wir ein Konjunkturpaket schnüren sollten ;)

     

    Jeder Mensch sollte in seinem Leben einen Logikkurs gemacht haben, dann würde uns allen viel Geschwafel erspart bleiben!

    Am Besten gleich in der Schule einführen, da wird eh so viel unnützes Zeug gelehrt.

  • A
    Amos

    Die Regierung -besonders Schröder- hat dafür gesorgt, dass die Reichen immer reicher werden. Jetzt sollten die Reichen endlich mal so viel kaufen, dass die Armen nicht zu kaufen brauchen. Können sie ja auch nicht. Oder man nimmt den Reichen was ab und lässt die Armen kaufen. Wie soll sonst das "Ewige Wachstum", was ohnehin ein Schwachsinn ist, funktionieren. Profitieren nur die vom Wachstum, die eigentlich gar nicht für das Wachstum sorgen, so läuft hier was falsch. Man schmeißt die Menschen

    auf die Straße und verlangt dann noch von ihnen, das sie für das Schweinesystem Geld ausgeben.

     

    Ihr, das Kapital, wolltet die Globalisierung.

    Jetzt seit ihr zu dämlich damit fertig zu werden.

  • SB
    Sandra Burger

    Ulrike Winkelmann hat es bedauerlicherweise versäumt, in ihrem Kommentar darauf hinweisen, dass insbesondere auch (!) Arbeitnehmer und Rentner von "Hartz IV" betroffen sind.

    Denn: "Hartz IV" = das steuerrechtliche Existenzminimum!

     

    Vgl. dazu die Literaturnachweise (Fußnoten) in:

     

    wikipedia

    Grundfreibetrag (in der Version vom 10:58, 24. Dez. 2008 )

    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Grundfreibetrag&oldid=54500993

     

    Versionsgeschichte von "Grundfreibetrag"

    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Grundfreibetrag&limit=500&action=history

     

    Herzliche Grüße

  • MP
    Madlen Prekariat

    Solange nicht über Armut von jung und alt geschrieben wird, sind alle Hinweise auf die armen Kinder nur Propaganda.

    In diesem reichen Deutschland drhet sich alles nur ums Essen - armes geistloses Deutschland...

  • V
    vic

    "Auch Arbeitslose sind Konsumenten"

    Und Rentner auch. Jedenfalls wären sie´s gerne.