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Kommentar Guttenberg im BundestagDas Heldenbild löst sich auf

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Guttenbergs Selbstdarstellung vor dem Bundestag zeigt eines ganz deutlich: Der Baron kommuniziert, wie es Könige tun, direkt mit dem Volk.

M inister Guttenberg pflegt sich genau auszusuchen, wo er auftritt. Dort, wo Nachfragen zu befürchten sind, etwa bei der Hauptstadtpresse, da fehlt der Minister lieber. Dafür lässt er sich vom Parteivolk in der Provinz feiern.

Sein wohl erzwungener Auftritt am Mittwoch im Parlament hatte etwas Bizarres. Dass er Texte vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestags in seine Dissertation kopierte? Ein Formfehler, aus dem "wir alle lernen können". Hunderte von dreist geklauten Zitaten an zentralen Stellen seiner Doktorarbeit? Bestenfalls "unbewusste Fehler". Die paar Fehler in seiner Dissertation, so Guttenberg forsch, habe er doch längst eingeräumt, und das sei "beispielgebend für andere" Doktoranden.

Es war ein gespenstischer Auftritt. Guttenberg leugnet nicht nur beharrlich das Offenkundige - er erklärt sogar leutselig, sein Umgang mit Fehlern sei "beispielgebend." Ist das noch dreiste Taktik? Oder schon Realitätsverlust? Es zeigt jedenfalls, wie Guttenberg tickt. Der Baron kommuniziert, wie es Könige tun, direkt mit dem Volk. Die demokratischen Institutionen, in denen die üblichen Nörgler und Bedenkenträger das Wort führen, stehen ihm im Weg.

Bild: taz

STEFAN REINECKE ist Redakteur im Berliner Parlamentsbüro der taz.

Guttenberg glaubt sich solch einen Münchenhausen-Auftritt leisten zu können, weil die Union ihm applaudiert und Bild ihm, dem Jungsiegfried der Postdemokratie, Schützenhilfe leistet. Bild und Guttenberg sind eine Art Zugewinngemeinschaft: Das Blatt druckt die Heldeninszenierung, und Guttenberg feuert wegen eines Bild-Berichts mal eben einen Kapitän.

Solche Allianzen von Politik und Medien haben manipulative Kräfte: Berlusconi ist das abschreckende Beispiel, wohin solche Symbiosen führen. Sie sind aber auch riskant. Auch konservative Zeitungen sehen Guttenberg kritisch. Nur Bild stützt ihn noch. Guttenberg aber wirkt, wenn er so weitermacht, wie ein Politiker, der an seinem Sessel klebt. Und das löst sein Heldenbild von innen auf.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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13 Kommentare

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  • S
    Seeräuber-Jens

    @ Richterlich:

     

    Angst? ANGST ?????

     

     

    aaaaaaahahahahAHAHAHAHAHAHAAAHAAAAAAAAAAAAAAA ……………

     

    Vor dieser Knalltüte, die nichts, aber auch gar nichts ist und macht und kann außer blenden und inszenieren? Der keinen Arsch in der Hose hat und sich seine Politik von der Blödzeitung vorschreiben läßt? Köpfe rollen läßt wie den Gorch Fock-Kapitän, wenn seine Eminenz Kai Diekmann den Daumen senkt?

     

    VERACHTUNG wäre das richtige Wort. Verachtung vor einem gegelten Schnösel von Beruf “Sohn”, der sich seine Doktortitel erkauft mit Stiftungen und Lug und Betrug, wo andere sich neben ihrem Studium noch ihren Lebensunterhalt UND die Studiengebühren verdienen müssen mit ehrlicher, fleißiger Hände Arbeit.

     

    Was rege ich mich auf. Diese Pfeiffe hält nicht so lange durch wie Clement. Der ist Minister auf Abruf wie weiland Scharping. Einen Fehler noch, und er ist draußen. Und Vollpfosten, der er ist, wird er den auch machen. Denn außer Inszenierung kann der nix und hat der auch noch nichts gemacht.

     

    Und, nein, ich bin kein 68er.

  • B
    Bitbändiger

    @Rike

     

    Man muss, höflich formuliert, schon mit herzzerreißender Naivität geschlagen oder schon pathologischer BLÖD-Konsument sein, um so eine Suada abzusondern - sie entspricht dem Niveau eines Dobrindt, dem außer "Rufmordkampagne" nichts mehr einfällt.

     

    Ich empfehle Ihnen, liebe(r?) Rike, die (geschätzt, zählen war mir zu mühsam) an die 200 synoptischen Gegenüberstellungen in "Guttenplag" wirklich mal anzuschauen! Glauben Sie ernsthaft, dass gravierende Fehler in diesen Synopsen (ich rede nicht von den Kommentaren; da wird, wie auch Ihr Beispiel zeigt, gerne mal gestänkert) nicht sofort einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hätten?

     

    Im übrigen: Der Delinquent ist inzwischen zumindest mal teilgeständig (Vorsatz oder Fremdvergabe fehlen noch), und die Uni hat auch entschieden. Und wenn Sie den Herrn Nur-Noch-Baron partout mit anderen Lügnern und Betrügern auf eine Stufe stellen wollen, dann empfehle ich eher einen Herrn Dr. Kohl oder Kanther oder Koch.

  • WB
    Wolfgang Bieber

    Die Angelegenheit mit dem ehemaligen Doktor der Rechtswissenschaften im Amt des Verteidigungsministers ist doch deshalb so bemerkenswert, weil sich besonders das verbliebene konservative bis fröhlich rechte Lager hinter dem Mann versammelt, der getäuscht und inzwischen auch massiv gelogen hat. Gegenüber seiner eigenen Universität zu schwindeln, ist auch im entsprechenden Milieu kein Kavaliersdelikt – im Gegenteil!!! http://bit.ly/i6ELOL

  • B
    BoBo

    @Richterlich

     

    ach du du liebes bisschen! Wir haben Franz-Josef Strauss durchstanden, dann werden wir KT auch durchstehen...

     

    ps. BILD ist schon seit über 60 Jahren bemüht solche Charaktere aufzubauen. Letztendlich kamen dann doch immer nur COver-Girls als beständiges Element auf die Titelseite

  • CQ
    CDU/CSU - quo vadis?

    KT leidet nicht an Realitätsverlust , sondern geniest ihn! Hat er gemeinsam mit manch anderen bei Schwarz-Gelb.

     

    Schon 2009 war mir klar: Die ihre Demontage wird diese Regierung selbst durchführen.

     

    Man darf im Wahljahr noch auf ein paar Klöpse und Lacher hoffen.

     

    CDU/CSU - quo vadis?

  • E
    Ebola

    In meiner Jugend hatte ich mit meinem Vater häufige und heftige Auseinandersetzungen um Hitler, den Nationalsozialismus und die Deutschen. Ich/unserer Generation konnte einfach nicht verstehen, wieso das deutsche Volk Hitler ermöglichte, wählte, ja sogar liebte, und wie es einfach wegschauen konnte, bei all den Verbrechen, von denen es ja doch irgendwie wußte. Das letzte Wort bei diesen Gesprächen behielt mein Vater mit dem Satz:"Warte nur bis der Richtige kommt, dann wirst Du das verstehen."

    Um es gleich zu betonen: Guttenberg hat mit Hitler nicht das geringste zu tun. Die Situation in Deutschland ist überhaupt nicht mit damals zu vergleichen. Trotzdem - diese Angelegenheit um Guttenbergs Plaggiat, der Aktivismus der Springerpresse, das geradezu irrwitzige Beispringen der CDU-Getreuen, und schließlich diese gespenstige aktuelle Stunde im Bundestag und am Abend nochmal Plasberg mit dem beständig grinsenden Alexander

    Dobrindt und seinen Verharmlosungs-Endlosschleifen und heute morgen die BILD. Da wurde mir ganz schlecht und ich glaube ich habe was verstanden.

  • R
    Richterlich

    Die Geschehnisse gestern im Bundestag sowie ein solcher Kommentar, zeigen vor allem eines. Ihr habt Angst vor diesem Politiker. Eine ganze verkorkste 68er Generation hat einfach nur Schiss! Macht euch lieber mal Gedanken darueber, warum man ihm das nicht uebel nimmt! Anbei: Der Vergleich mit Berlusconi ist mehr als eine Frechheit. Dort geht es um Missbrauch von Minderjaehrigen!

  • TB
    Tom Bola

    Na jedenfalls wird es wohl ein paar Italiener freuen, dass die Deutschen nicht mehr auf sie herab schauen können wegen ihres Halba..en. Wir haben jetz unseren Lacka..en.

  • R
    Rike

    Worauf stützen Sie Ihre Vorwürfe? Ist es bereits Fakt, dass er betrogen und getäuscht hat? Dazu kann ich nichts finden. Da stützt man sich geifernd auf Guttenplag, als stünde da die Wahrheit. 10 oder 20 Seiten sollen ohne Quellenangabe abgeschrieben sein. Wie wirkt sich das auf die restlichen 450 Seiten aus? Waren das Kernaussagen oder nur Randbemerkungen? Interessiert das jemanden? Man lese doch einmal die Kommentierungen in Guttenplag. Wer postet da überhaupt und hat die Kenntnissse, eine Dissertation zu bewerten? Dass man im Bundestag Lügner, Betrüger und Hochstapler genannt werden kann und dass da Trittin, Oppermann und Lauterbach mit Häme und Schadenfreude sitzen und sich gebären, als hätten sie den Verstand verloren und Applaus erhalten, macht mir wirklich Sorge. Da war keine Zeit, in Ruhe abzuwarten, zu welchem Ergebnis die Uni Bayreuth kommt, da muss man hetzen und ihn vor sich hertreiben. Wie war das eigentlich bei unserem prügelnden Außenminister? Hatte Trittin auch den Rücktritt gefordert?

  • EW
    E. Weber
  • B
    Bitbändiger

    Sehr richtig, Stefan Reinecke. Applaus.

    Ich weiß ja nicht, welche zeitgeistlichen Veränderungen seit meinem lange zurückliegenden Wehrdienst eingetreten sind. Aber keiner der Offiziere, die ich damals kennenlernte, hätte diesem peinlichen Hochstapler noch die Hand gegeben. Nicht "satisfaktionsfähig"!

    Auch wenn ich wahrlich kein "Kommisskopp" bin: Ich wünschte mir, die heutige Generalität sähe das noch immer so.

  • ER
    Ernst Rodenbeck

    Erbärmlich!

    So lange der deutsche Adel der Überzeugung war, zum eigenen Nutzen Deutschland zu dienen, hat er das getan. Bis in den Untergang. Im Zweifel hat ihn ein gegebener Eid von Skrupeln befreit.

    Guttenberg ist also in guter Tradition, wenn er den Ruf der deutschen Wissenschaft offenen Auges ruiniert. Man muss schon sehr positiv denken, wenn man froh ist, dass dieses Mal keine Bomben und Kanonen im Spiel sind.

    Guttenberg hat keine Skrupel; wir können froh sein, dass er nicht in den 40erJahren des vorigen Jahrhunderts gelebt hat.

  • W
    Wolfgang

    Klaust du einen Titel, weg ist's mit den Mitteln.

    Doktor werden ist nicht schwer, "Doktor" sein, dagegen sehr.

    "so wahr mir Gott helfe", so war sein Eid,

    noch immer ist das Volk nicht gescheit.

    Gutti, Gutti, sag ade,

    red nicht weiter so ein Schmäh.