Kommentar Grüne Fraktionswahl: Schicksalstage für Volker Ratzmann
Die grüne Fraktion wählt neue Doppelspitze. Wer muss raus?
A m Dienstag wird es spannend bei den Grünen. Folgen sie der Forderung der Parteilinken, in der Doppelspitze der Fraktion vertreten zu sein? Oder schließen sie sich der Argumentation ihrer Fraktionschefs Ratzmann und Pop an, es müsse Schluss sein mit altem Flügeldenken? Die Frage ist aber auch: Was passiert mit Ratzmann, falls die Fraktion ihn nicht wieder wählt? Und was machen die Linken, wenn sie scheitern?
Für Ratzmann geht es um mehr als den Fraktionsvorsitz. Da gilt schlicht: Wer immer Häuptling war, kann kaum plötzlich einfacher Indianer sein. Pop, erst seit zwei Jahren ganz vorne, könnte relativ unbeschadet wieder einen Schritt zurückgehen.
Im Fall Ratzmann würde das nicht funktionieren. Er war nie einfacher Abgeordneter: mehr als acht Jahre Fraktionschef, als Grünen-Bundesvorsitzender im Gespräch und kurz davor, erster grüner Landesinnenminister zu werden. Er ist nicht dauerhaft auf den Hinterbänken des Abgeordnetenhauses vorstellbar. Der frühere CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger, der sich dort nach seiner Abwahl drei Jahre lang hinsetzte, gab dabei eine traurige Figur ab.
Die Linken wiederum malen für den Fall einer Niederlage unterschwellig das Bild einer gespaltenen Fraktion an die Wand. Das würde die Grünen nach den enttäuschten Hoffnungen auf eine Senatsbeteiligung zwar weiter nach unten ziehen, echter Druck lässt sich damit aber nicht aufbauen: In der Opposition ist es letztlich egal, ob eine Fraktion komplett oder halb gegen die Regierung stimmt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung