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Kommentar Google-Autocomplete-UrteilBettina Wulff ohne „Rotlicht“

Meike Laaff
Kommentar von Meike Laaff

Wer sich durch Googles automatische Vervollständigung verletzt fühlt, kann das unterbinden lassen – für viel Geld. Aber es gäbe noch andere Varianten.

J etzt soll es ihn also geben, den Sichtschutz im Google-Fenster: Wer sich davon beleidigt fühlt, dass bei Google-Suchanfragen in Verbindung mit seinem Namen automatisch missliebige Begriffe vorgeschlagen werden, kann sich nun beim Konzern darüber beschweren – und der muss dies unterbinden. Wenn Persönlichkeitsrechte verletzt werden.

Dann werden Menschen, die Bettina Wulff googeln, künftig wohl nicht mehr das Wort „Rotlicht“ vorgeschlagen bekommen, hinter den Namen populärer Fußballer wird vielleicht nicht mehr „schwul“ ergänzt. Und viele werden sich dagegen wehren, mit Wörtern wie „Scientology“ oder „Steuerhinterziehung“ in Verbindung gebracht zu werden.

Ein digitaler Paravent: Es wird nicht mehr automatisch angezeigt, was Nutzer besonders häufig mit einer Person assoziieren, in ein Google-Suchfeld eintippen und anklicken. Gerüchte und Berichte wird man damit weder aus der Welt noch aus den Suchtreffern tilgen. Dennoch dürfte das Urteil auf breite Zustimmung in Deutschland treffen – Google fürchtet man hier wie keinen zweiten Konzern.

Technisch sind derartige Eingriffe kein Problem. Wenn es um Gewalt, Pornografie oder Urheberrechtsverletzungen geht, blockiert Google seine automatische Vervollständigung schon heute. Fraglich ist allerdings, wie der Konzern künftig bei einer Flut von Beschwerden entscheiden soll, welche Begriffe tatsächlich Persönlichkeitsrechte verletzen – und welche nur das Selbstbild oder den guten Namen des Betroffenen.

Google könnte es künftig auf langwierige und teure Prozesse ankommen lassen. Dann wäre es eine Geldfrage, seinen Namen reinwaschen zu lassen. Ein Privileg, das sich viele schlicht nicht werden leisten können.

taz
Meike Laaff

ist Medienredakteurin der taz und Redakteurin im tazzwei-Ressort.

Selbstdarstellungsprinzip

Eine weitere Variante wäre, dass Google einfach so reagiert, wie seine Tochter YouTube bei Urheberrechtsbeschwerden: Was beanstandet wird, wird blockiert. Unbesehen. Sodass jeder selbst entscheiden darf, was ihn schlecht dastehen lässt. Wenn allerdings jeder mitreden darf, welche Worte im Netz mit ihm assoziiert werden dürfen, dann ist das der Anfang von einem Internet, das immer mehr nach dem Selbstdarstellungsprinzip von Facebook funktioniert.

Oder aber Google zieht die Reißleine und verzichtet in Deutschland völlig auf die Autocomplete-Funktion. Für alle Beleidigten vielleicht besser. Für alle anderen nicht.

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Meike Laaff
tazzwei-Redakteurin
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12 Kommentare

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  • B
    Bob

    Bettina Wulff Rotlicht wird aber immer noch vorgeschlagen. Wann soll denn die Restriktion greifen? Bislang merke ich nichts von.

  • P
    peter

    Schon einmal habe ich gestern Abend versucht, Christophe T. zu fragen, welcher Tätigkeit er nachgeht, um seine augewogene Stellungnahme einschätzen zu können. Der Kommentar wird nicht angezeigt. Liebe TAZ, wenn euch meine Meinung missfält, schreibt mir doch bitte eine email.

  • F
    Frank

    Ecosia ist besser.

    Wer benutzt den noch Googel (oder hieß es Gugl?)

  • K
    Klaus

    Hallo liebe Autorin,

    bitte stellen Sie sich vor, Sie tippen bei GOOGLE ein:

    Meike Laaff und es erscheint:

    Meike Laaff Scientology

     

    Würden Sie das ok finden?

     

    Genau das ist dem Mann passiert, der geklagt hat. Er sagt, dass er überhaupt nichts mit Scientology zu tun hat.

    Wem glaubt man nun, GOOGLE oder dem Mann?

  • T
    Twitti

    Jetzt schnell Meike Laaff googlen....Ergebnis: sie findet immer alles gut was die Mehrheit komisch findet, aber das kann sie schön polemisieren...

  • P
    PeWi

    Ich frage mich immer, sind die Menschen so unterirdisch und wissen nicht, dass es außer Google noch andere Suchmaschinen gibt, die auch eine Autovervollständigung haben? Will man nun alle Suchmaschinen peu-à-peu verklagen? Und das soll zielführend sein?

     

    Und nun zu @Christophe T: Ich ziehe den Hut vor Ihnen. Sie sind sicherlich der weiseste unter den Weisen dieser Welt. Sie WISSEN ALLES! Ich gebe zu, dass ich ein ganzes Stück dümmer als Sie bin und mir mein Wissen mühsam auch über Suchmaschinen erarbeiten muss.

  • H
    hannes

    @ Christophe T.

     

    Toll, Sie sind bestimmt Professor oder Astronaut oder Bahnchef - so was Grandioses schafft ein Normalsterblicher ja gar nicht. Alles verbieten, vor allem Google, Wasser, die Schwerkraft und die Bild. Sind denn dicke Titten noch erlaubt?

     

    Hochachtungsvoll

     

    Sergej Brin

  • PP
    Peter Pan

    Google Search ist halt 'post-peak'.

    Da kommt nur noch Kastration und streamlining.

    Teilweise bewusst, teilweise erzwungen.

     

     

    yandex.ru

     

     

    'nuff said.

  • Y
    yup

    Wenn ich den Subtext rauslese, dann soll man sch halt nicht so anstellen und moeglichen Rufmord ueber sich ergehen lassen.

    Es geht nicht um gut und boese. Wenn jemand in deiner Strasse Plakate aufhaengt und schreibt unter deinem Bild Nutte und deinen Muell durchsucht und daraus Daten sammelt, was, wann, wo, wie du isst, machst und du dich darueber aufregst, dann wuerdesr du dich aufregen. Und stell dir vor, Freunde, Kollegen sagen du sollst nicht so paranoid sein und cool, locker bleiben.

  • MS
    mal so

    @Christophe T.: Hallo,erzähl uns doch ein mal, was du arbeitest oder sonst so tust. Dann können wir deinen durchdachten Vorschlag besser beurteilen.

  • CT
    Christophe T.

    wer braucht schon diese suchdinger ... einfach ganz verbieten!!

  • O
    Otto

    blöde Google-Hasserei...