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Kommentar Goldman SachsProfite sind wieder möglich

Beate Willms
Kommentar von Beate Willms

Der Fall Goldman Sachs stärkt das Vertrauen darauf, dass Banken und ihre Manager in der Krise und mit öffentlicher Hilfe Profit machen können.

Bild: Jürgen Kiontke

Beate Willms ist Redakteurin im taz-Ressort Ökologie und Wirtschaft.

Kaum macht eine US-Bank einen (Quartals!-)Gewinn, haben die Optimisten wieder Oberwasser: Ist vielleicht doch alles gar nicht so schlimm mit der Krise? Wird alles schon wieder gut?

Klar: Für das Investmenthaus Goldman Sachs, das sich auf einem Markt behauptet, auf dem seit Anfang 2008 48 Konkurrenten pleitegingen, stehen die Zeichen recht gut. Ebenso für seine extrem leistungsabhängig bezahlten Banker, deren Bezüge nun in den letzten drei Monaten um ein Drittel auf durchschnittlich 169.000 Dollar kletterten. Gut sieht es auch für den Multimilliardär Warren Buffet aus. Er half im letzten Sommer mit einer Kapitalspritze aus und streicht dafür nun 1,3 Millionen Dollar Dividende pro Tag ein.

Aber ist es das, wofür die US-Regierung bislang mehr als eine Dreiviertel Billion Dollar in die Banken gepumpt hat? Wofür sie bereit ist, mit ihren Bad-Bank-Plänen noch einmal ordentlich draufzulegen? Wollte sie nicht das Vertrauen in die Finanzmärkte wieder steigern, um den Kreditfluss und damit die Wirtschaft wieder ans Laufen zu kriegen?

Unabdingbar dafür wären mehr Übersichtlichkeit und mehr Kontrolle. Dafür steht Goldman Sachs jedoch nicht. Schon die Bilanz lässt Fragen offen: Welche Probleme haben die Banker in den Dezemberzahlen versteckt, die wegen der umgestellten Bilanzierungszeiträume aus allen Quartalsberichten herausfallen? Wie viel sind die toxischen Papiere und Anlagen in Wirklichkeit wert, deren Preise sie nach den taufrisch gelockerten Bilanzierungsregeln relativ freihändig festlegen konnten?

Zugleich mit dem Gewinn verkündete der Vorstand, dass er mit einer Kapitalerhöhung privates Geld akquirieren will, um die 10 Milliarden Dollar Staatshilfe zurückzuzahlen. Denn mit dem Geld sind Gehaltsbeschränkungen, Transparenzgebote und staatliche Eingriffsmöglichkeiten verbunden. So stärkt der Fall Goldman Sachs einzig das Vertrauen darauf, dass Banken und ihre Manager in der Krise und mit öffentlicher Hilfe Profit machen können. Das aber nützt der kriselnden Weltwirtschaft herzlich wenig. BEATE WILLMS

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Beate Willms
Ressortleiterin Wirtschaft und Umwelt
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1 Kommentar

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  • A
    Alex

    Liebe Frau Berg,

     

    man kann nicht einerseits Warren Buffett vorwerfen, er erhalte Dividenden, wenn man andererseits neue Investoren will, die dem Staat von der 3/4 Billion Staatshilfe 10 Milliarden wieder zurück zahlen.

    Man sollte Dividenden auch nicht wirlich mit eventuellen Kursverlusten der GS-Aktie gegenrechnen. Und wenn es Transparenzregeln durch das Staatsgeld gibt, warum ist dann Ihrer Meinung nach die Bilanz, ähm, "beschönigt"?

    Was jetzt, Frau "Ökologie und Wirtschaft"? Wollen Sie Staatsanteile (deren Beschränkungen man austricksen kann) oder private Investoren? Oder wollen Sie lieber 168 000 Dollar wie die GS-Leute, um Klinsmann zu bezahlen?