piwik no script img

Kommentar Gericht stoppt PolizeipräsidentEin Desaster für den Senator

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Auf Teufel komm raus will Innensenator Körting seinen Kandidaten Udo Hansen als neuen Polizeipräsidenten durchsetzen. Offensichtlich ist er damit zu weit gegangen.

E hrhart Körting muss von seinem Vorschlag zutiefst überzeugt sein. Anders ist nicht zu erklären, dass der Innensenator auf Teufel komm raus seinen Kandidaten Udo Hansen als Polizeipräsidenten durchsetzen will. Der SPD-Politiker hat die Kritik der Noch-Opposition zurückgewiesen, die das frei gewordene Amt gern erst nach der Wahl besetzt hätte. Er hat auch die Ablehnung des Koalitionspartners ignoriert, der Körtings Kandidaten für ungeeignet hält. All das muss nicht falsch sein. Im Gegenteil: Schon vor zehn Jahren hatte Körting einmal einen Polizeipräsidenten gegen heftige Kritik durchgesetzt - der sich dann als Glücksgriff entpuppte. Doch diesmal ist der sonst so bedacht handelnde Innensenator offensichtlich zu weit gegangen.

Die Kritik des Gerichts an Körtings Vergabeverfahren könnte kaum deutlicher ausfallen. Es spricht von erheblichen Rechtsfehlern. Und einer Auswahl, die sich nur auf Vermutungen stütze. Mit anderen Worten: ein Desaster. Für den Senator. Für seinen Kandidaten. Aber auch für den abgewiesenen Bewerber. Und schließlich für das Amt an sich. Denn nach derzeitigem Stand ist keiner der beiden Nachfolger mehr vorstellbar.

Neuwahl als Chance

Fast muss man von Glück reden, dass in kaum zwei Monaten ein neues Parlament gewählt wird. Das gibt Körting die Möglichkeit, das unwürdige Verfahren endlich abzubrechen. Dann kann der nächste Senat sich einen Polizeipräsidenten suchen, der zu ihm passt. Ob der besser oder schlechter als Körtings Kandidat sein wird, wird niemand sagen können. Doch dass dies das bessere Verfahren ist, liegt auf der Hand. Von Anfang an.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Bluesky:@gereonas.bsky.social Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de ex-Twitter: @gereonas Foto: Anke Phoebe Peters
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!