Kommentar Gaza-Waffenstillstand: Vorbild Libanon

Als Raketen aus dem Libanon auf den Norden Israels flogen, nahm sich Beirut der Sache an. So müsste es auch im Gazastreifen laufen.

Der Zwischenfall an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon zeigt, wie ein Waffenstillstand in der Region funktionieren kann. Da fliegen Raketen auf den Norden Israels, und kein Mensch regt sich groß darüber auf. Grund für die Gelassenheit ist, dass es auf libanesischer Seite jemanden gibt, der sich der Sache annimmt. Die Regierung in Beirut wird die Aggressoren suchen und hoffentlich vor ein Gericht stellen, wenn sie sie gefunden hat.

Israel lässt sich gern die Arbeit abnehmen. So dachte in Jerusalem niemand daran, Truppen loszuschicken, als ein jordanischer Polizist in der Grenzregion zwischen beiden Staaten sieben israelische Schülerinnen erschoss. Der Täter kam vor ein jordanisches Gericht und wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Eine Militäroperation steht genauso wenig zur Debatte, wenn an der ägyptisch-israelischen Grenze Bomben explodieren. Die Führungen der drei benachbarten Staaten ziehen im Kampf gegen den Terror am gleichen Strang.

Die Einigung mit dem Libanon ist allerdings wackliger als die Friedensverträge, die Israel mit Jordanien und Ägypten verbindet. So gern die libanesische Armee ihren Verpflichtungen nachkommen würde - mit den Truppen der Hisbollah könnte es sie im Ernstfall nicht aufnehmen. Die schiitischen Extremisten wiederum interessiert die Waffenstillstandsverpflichtung wenig. Was sie bremst, ist in erster Linie die Erfahrung, dass Israel hart zuschlagen wird, wenn es sich bedroht fühlt.

Auf die Abschreckungskraft hofft Israel nun auch bei der derzeitigen Militäroperation im Gazastreifen. Dort steht jedoch nicht mal ein impotenter Vertragspartner zur Verfügung. Dabei könnte die Hamas, wenn sie nur wollte, besser als jede andere Instanz für Ruhe innerhalb des Gazastreifens und im Grenzgebiet sorgen. Selbst wenn die Hamas die eigenen Kämpfer in der Vergangenheit je nach Waffenstillstandslage die Aggressionen einstellen ließ, dann gab es doch andere, die das Streichholz an den Zünder der Kassams hielten und es gern immer wieder täten, denn Verfolgung brauchen sie nicht zu fürchten. Jedenfalls nicht von der eigenen Führung.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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