Kommentar Fukushima: Die Kosten der Katastrophe
Die japanische Regierung muss dem AKW-Konzern Tepco mit 8,4 Milliarden Euro unter die Arme greifen. Doch bei dieser Summe wird es nicht bleiben.
Z wischen dem Zusammenbruch der Finanzmärkte nach dem großen Lehman-Crash und der Nuklearkatastrophe von Fukushima gibt es enge Parallelen: So wie der Staat die Banken aus der Misere ziehen muss, nachdem sie nach Jahren der Zockerei die gesamte Weltwirtschaft in den Ruin getrieben hat, muss er das nun mit dem für den GAU verantwortlichen AKW-Betreiber Tepco tun.
Die Kosten der Katastrophe vom 11. März sind so immens, dass die japanische Regierung dem angeschlagenen Kraftwerksunternehmen nun mit umgerechnet 8,4 Milliarden Euro unter die Arme greifen muss. Denn ohne diese Geldspritze wird Tepco, bis zum Unglück eines der profitabelsten Unternehmen des Landes, nicht in der Lage sein, das ganze atomar verseuchte Gebiet zu dekontaminieren. Ganz zu schweigen davon, was die Entschädigung der Opfer noch kosten wird.
Zwar betont Tepco, dass das Geld aus einem gemeinsamen Fonds von Betreibern und Regierung stammt. Doch bei dieser Summe wird es nicht bleiben. Das AKW-Unternehmen selbst hat in einem Plan dargelegt, wie es die Folgen der Fukushima-Katastrophe innerhalb der nächsten zehn Jahre bewältigen will. Demnach müssen weitere 23,3 Milliarden Euro beschafft werden.
Das ist eine Bankrotterklärung für Tepco - aber auch für eine Politik, die fast ein halbes Jahrhundert lang besessen und nahezu ausschließlich auf Nukleartechnologie gesetzt hat. Schon vor der Fukushima-Katastrophe gab es weltweit nicht einen Versicherungskonzern, der bereit gewesen wäre, für AKW-Unfälle aufzukommen. Die Kosten überfordern schlicht jedes noch so große Finanzinstitut.
Das zeigt: Atomkraft stellt nicht nur ökologisch eine immense Gefahr dar. Sie ist auch finanzieller Irrsinn. Allein aus diesem Grund gehört diese Technologie verboten.
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