Kommentar Fürter und Ferlemann: Attentate auf die Moral
Der eine wirft hin, der andere klebt an seinen Sesseln: So unterschiedlich können die Ansichten darüber sein, was politische Verantwortung bedeutet.
S o unterschiedlich können die Ansichten darüber sein, was politische Verantwortung bedeutet. Der Grüne Thorsten Fürter in Schleswig-Holstein wirft mal eben die Brocken hin, weil seine Partei undankbar ist. Der Christdemokrat Enak Ferlemann aus Niedersachsen hingegen hat derart viele politische Ämter, dass er mitunter die Orientierung über seine Meinungen verliert. Vorbildlich ist beides nicht.
Fürter setzt in unrühmlicher Weise fort, was 2010 Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust und Bundespräsident Horst Köhler wegen ihrer Rücktritte das Attribut "bocklos" einbrachte. Ferlemann und Noch-Bundespräsident Christian Wulff hingegen kleben so heftig an ihren Ämtern, dass die Bürger den Bock auf Politiker verlieren.
All diese Lebensläufe hängen mehr von persönlichen Befindlichkeiten ab als von politischer Aufrichtigkeit. Gerade von Politikern, die so oft von Sachzwängen reden, darf erwartet werden, dass sie den demokratischen Auftrag ernst nehmen, der ihnen aufgegeben wurde - auch bei Gegenwind.
Dass die Falschen aus den falschen Gründen fristlos kündigen, während andere Falsche aus wiederum falschen Gründen nicht loslassen mögen, sind allesamt Attentate auf die politische Moral.
Dass das die Ex- oder Immer-Noch-Amtsinhaber beschädigt, ist zu verschmerzen. Nicht aber, dass auch die Ämter und Funktionen Schaden nehmen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?