Kommentar Friedensnobelpreis: Ein gutes Zeichen
Die Auszeichnung der Jemenitin Tawakul Karman ist eine Botschaft für die Ermächtigung der arabischen Frauen. Und eine Hommage an ein vergessenes Land.
G ebt den Friedensnobelpreis dem tunesischen und ägyptischen Volk, war in den letzten Tagen immer wieder gefordert worden. Keine Bewegung wie die des arabischen Frühlings hat dieses Jahr mehr Veränderung gebracht, an keinen anderen Orten dieser Welt hat sich das Volk über Nacht selbst so ermächtigt.
Der Preis ist weder nach Tunesien noch nach Ägypten gegangen. Und doch hat das Komitee mit der Ernennung der Jemenitin Tawakul Karman, wenngleich als Preisträgerin unter anderen, ein gutes Zeichen gesetzt. Die wahrscheinlich wichtigste Botschaft: es ist eine Preisverleihung nicht nur für sie, sondern vor allem gegen alle arabischen Diktatoren, die immer noch ihre Sitze blutig verteidigen.
Der Jemen befindet sich mitten in einem Aufstand gegen den seit drei Jahrzehnten herrschenden Abdallah Saleh und die Person Karman ist eine der wichtigsten Symbole in diesem Kampf. Und sie steht dafür, diesen mit friedlichen Mitteln fortzusetzen. Gerade der Jemen, aber auch Syrien stehen derzeit vor der Gefahr, dass sich der Aufstand in einen Bürgerkrieg verwandelt.
Es ist eine Botschaft für die Ermächtigung der arabischen Völker und insbesondere der arabischen Frauen und ihrer Rolle, die sie in der Revolution in Tunesien und Ägypten gespielt haben, in den Aufständen im Jemen, Syrien und Bahrain spielen und hoffentlich auch eines Tages in Saudi Arabien spielen werden.
Und zu guter Letzt ist die Preisverleihung eine Hommage an ein international vergessenes Land an der südlichen Spitze der Arabischen Halbinsel. Dieses wurde bisher immer nur in einem Atemzug mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida genannt. Der Friedensnobelpreis für Tawakul Karman ist damit mehr wert als dutzende von verdeckten Geheimdienstoperationen und Drohnen-Einsätzen.
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