Kommentar Frauenrechte in Guatemala: Feministische Signale

Frauenrechte gelten in Guatemala nicht viel. Doch mit der Verurteilung von zwei Vergewaltigern aus dem Militär könnte sich das bald ändern.

zwei Männer stehen mit gefesselten Händen hinter einem Gitter

Das Ergebnis eines jahrelangen Kampfes: zwei verurteilte Vergewaltiger. Foto: reuters

Frauenrechte gelten in Guatemala nicht viel, doch das könnte sich bald ändern. Die 500 Frauen, die nach der Urteilsverkündung im Sepur-Zarco-Prozess durch Richterin Jassmín Barrios lautstark „Gerechtigkeit“ riefen, stehen für die Hoffnung auf Wandel.

Einen überfälligen Wandel, denn das mittelamerikanische Land ist ein zutiefst patriarchales, vom Machismo geprägtes Land, in dem jedes Jahr Hunderte von Frauen verschwinden und oft tot und missbraucht wieder aufgefunden werden. Solche Taten sind genauso Alltag zwischen Amatitlán und Zacapa wie die 2.100 Fälle von 12- bis 14-jährigen Mädchen, die 2015 schwanger wurden, weil sie brutal vergewaltigt wurden.

Das soll sich ändern, und das Urteil, welches Richterin Barrios gegen zwei Vergewaltiger aus dem Militärbezirk Sepur Zarco am vergangenen Freitag fällte, könnte für Auftrieb sorgen. Die beiden zu 360 Jahren Haft wegen Missbrauch und Mord im guatemaltekischen Bürgerkrieg Verurteilten sind das Signal, für welches die vergleichsweise gut organisierte Frauenbewegung in Guatemala jahrelang gekämpft hat – unter anderem, indem sie die Vorbereitungen für den Sepur-Zarco-Prozess unterstützte.

Der Prozess setzt neue juristische Standards, denn die Strategie der Anwälte basierte auf feministischer Theorie und argumentierte zudem aus der kulturellen Perspektive der Maya-Ethnie. Das sind ganz neue Töne in Guatemalas Justiz. Durchsetzen konnten die Anwälte der Opfer auch, dass die vierzehn Frauen der Sepur-Zarco-Gruppe ihre Aussagen nicht live vor Gericht machen und sich auch nicht ins Kreuzverhör begeben mussten.

Die Aussagen wurden von einer DVD abgespielt, auf medizinische Gutachten und Untersuchungen der Frauen wurde verzichtet. Das hoffen die Anwälte auch in anderen Vergewaltigungsfällen durchsetzen zu können, denn schließlich liegt mit dem Urteil im Sepur-Zarco-Fall nun ein Präzedenzfall vor. Die 360 Jahre könnten vielfältige Wirkung haben.

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