Kommentar Frauenquote: Die Quote ist beerdigt
Kristina Schröder ist der von vielen Seiten kommenden Forderung nach einer Frauenquote in Spitzenämtern nachgekommen. Doch die "Flexi-Quote" bringt wenig bis gar nichts.
D as wars dann wohl mit der Quote. Was sollen Frauenanteile in Spitzenämtern der börsennotierten Unternehmen von 11 oder 12 Prozent schon bringen? Nicht viel bis gar nichts. Die sogenannte kritische Masse – jene Zahl, die erreicht sein muss, damit sich etwas ändert – liegt bei etwa einem Drittel.
Etwas anderes als das, was bereits vor dem Spitzentreffen der 30 DAX-Unternehmen am Montag durchgesickert ist, war aber kaum zu erwarten. Denn die Zahlen waren beabsichtigt. Frauenministerin Kristina Schröder (CDU) hat so vehement gegen eine starre Festlegung und für ihre "Flexi-Quote" gekämpft und sich dafür die Unterstützung der Kanzlerin geholt. Und sie hat hart gegen ihre Kabinettskollegin Ursula von der Leyen (CDU) agiert, die sich für eine gesetzliche 30-Prozent-Quote ausspricht.
Kristina Schröder ist damit ein raffinierter Schachzug gelungen: Sie ist der von vielen Seiten kommenden Forderung nach einer Frauenquote in Spitzenämtern nachgekommen. Gleichzeitig hat sie die Unternehmen bedient, denen die Quoten, die sie sich selbst verordnet haben, nicht wehtun. Oder wie soll man eine Steigerung von beispielsweise jetzt knapp 10 auf 12 Prozent verstehen?
ist taz-Redakteurin für Geschlechterpolitik.
Die Debatte über die Quote ist damit de facto beendet. Und die großen Unternehmen in Deutschland werden weiterhin hauptsächlich von Männern dominiert sein. Damit verpassen die Konzerne aber nicht nur die Möglichkeit, für mehr Geschlechtergerechtigkeit zu sorgen. Sie vergeben auch die Chance auf einen Wechsel in der Arbeitskultur. Dort, wo mehr Frauen mitbestimmen, herrscht ein anderer Umgangston, es gibt familienfreundlichere Arbeitsbedingungen, und die MitarbeiterInnen sind allgemein zufriedener. All das steigert nicht zuletzt auch den Umsatz der Unternehmen.
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